Wenn Eltern zur Gefahr werden: Kindeswohlgefährdung
Ein liebevolles Zuhause, Schutz und Geborgenheit – all das sollte für jedes Kind selbstverständlich sein. Doch was passiert, wenn genau dieser Schutz nicht gegeben ist? Kindeswohlgefährdung ist eine Realität, die oft verborgen bleibt, aber schwere Folgen für betroffene Kinder hat. In Österreich gibt es klare gesetzliche Vorgaben, um Kinder in gefährlichen Situationen zu schützen – doch wie erkennt man eine Gefährdung, und welche Schritte sind dann notwendig?
Wann ist das Wohl eines Kindes gefährdet?
Nicht jede herausfordernde Familiensituation stellt sofort eine Kindeswohlgefährdung dar. Das Gesetz spricht von einer Gefährdung, wenn das körperliche, seelische oder geistige Wohl eines Kindes erheblich beeinträchtigt ist. Dies kann auf verschiedene Weise geschehen:
Vernachlässigung: Fehlende Nahrung, mangelnde Hygiene oder das Ausbleiben medizinischer Versorgung können auf eine Gefährdung hinweisen. Auch emotionale Vernachlässigung, also das dauerhafte Fehlen von Zuwendung und Fürsorge, gehört dazu.
Körperliche oder seelische Misshandlung: Schläge, grobe Gewalt oder auch psychischer Druck, wie ständige Demütigungen oder Angst machende Strafen, können Kindern langfristig schaden.
Sexuelle Übergriffe: Jegliche Form von sexueller Gewalt an Kindern ist eine schwerwiegende Kindeswohlgefährdung und hat oft lebenslange Folgen für die Betroffenen.
Wie erkennt man eine Gefährdung?
Es gibt keine einheitlichen Anzeichen, die eine Gefährdung sofort eindeutig machen. Dennoch gibt es Verhaltensweisen und körperliche Merkmale, die auf eine kritische Situation hindeuten können. Häufig wirken betroffene Kinder verängstigt, zurückgezogen oder zeigen plötzliche Verhaltensänderungen. Wiederholte Verletzungen, auffällige Essgewohnheiten oder auch übertriebene Anpassung können Warnsignale sein.
Besonders Pädagog:innen, Ärzt:innen und andere Fachkräfte stehen in der Verantwortung, bei Verdachtsmomenten hinzusehen und zu handeln. In Österreich gibt es eine gesetzliche Meldepflicht für Berufsgruppen, die mit Kindern arbeiten.
Was tun, wenn man eine Gefährdung vermutet?
Wenn der Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung besteht, ist es wichtig, nicht wegzusehen. In Österreich sind die Kinder- und Jugendhilfen der Bundesländer die zentrale Anlaufstelle. Sie prüfen Verdachtsfälle und ergreifen, wenn nötig, Schutzmaßnahmen. Eine Meldung kann anonym erfolgen und hilft, Kinder in akuter Gefahr zu schützen.
Hinschauen kann Leben retten
Kindeswohlgefährdung geschieht oft im Verborgenen. Es braucht Aufmerksamkeit und Mut, hinzusehen und einzugreifen. Niemand sollte sich scheuen, professionelle Hilfe einzuschalten, wenn ein Kind möglicherweise in Gefahr ist.
Denn eines ist sicher: Schweigen schützt die Täter – nicht die Kinder.