Tipps für die Karriere – von Studium über die Rechtsanwaltpsprüfung bis hin zum Partner-Track
Heute dürfen wir Rechtsanwalt Mag. Jan Philipp Schifko zum Interview begrüßen. Als geschäftsführender Gesellschafter und Partner bei KWR gibt er Einblicke in seinen Werdegang, die Spezialisierung auf das Bau- und Immobilienrecht, Tipps für die Rechtsanwaltsprüfung und verrät die wichtigsten Skills für den sogenannten Partner-Track.
Im Rahmen unserer Interviewreihe „KarriereInsights“ bitten wir Persönlichkeiten der Juristenszene – von Berufseinsteigern bis Branchengrößen – um Einblicke in den eigenen Werdegang und den ein oder anderen Karrieretipp.
Was waren Ihre Beweggründe für das Jusstudium? Welche Berufsziele hatten Sie vor dem Studium?
Vor und auch während des Studiums interessierten mich die verschiedensten Fächer und Richtungen. Neben Jus habe ich auch Lehrveranstaltungen in BWL, VWL und Geschichte besucht. Jus, mit seinem in Graz (damals noch) sehr universellen und generalistischen Studienplan, wurde dann mein Schwerpunkt. Dabei haben mich die politischen, historischen und philosophischen Kurse am Anfang mehr interessiert als die materiell-rechtlichen und prozessualen Fächer. Ursprünglich hatte ich die Idee, im politischen oder europäischen Kontext zu arbeiten – das Interesse an der Anwaltei kam erst gegen Ende des Studiums durch meine Teilnahme am Zivilrechts-Moot Court (sehr zu empfehlen!) und meine Tätigkeit als Praktikant in Rechtsanwaltskanzleien.
Bereits während Ihrer Studienzeit an der Universität Graz waren Sie als studentischer Mitarbeiter in einer Kanzlei tätig und engagierten sich neben dem Studium unter anderem im Club Alpbach Steiermark und der Österreichischen Hochschülerschaft. Ihr umfassendes Engagement ist beeindruckend. Welche Geheimnisse für ein optimales Zeitmanagement im Studium können Sie teilen? Würden Sie allen Studierenden ein außeruniversitäres Engagement empfehlen?
Außeruniversitäres Engagement ist jedenfalls zu empfehlen und – offen gesagt – im Bewerbungsprozess für mich auch wichtiger als Noten. Natürlich muss man sich seine Zeit dann noch besser einteilen, aber gerade das Jus-Studium bietet hier immer noch mehr Freiheiten als andere Studien. Und nachdem diese Erfahrungen für die eigene Entwicklung und spätere Karrierepfade wesentlich sein können: Besser ein bis zwei Semester länger studieren und dafür die Zeit für diese zusätzlichen Aktivitäten und Engagements nehmen!
Im Jahr 2015 haben Sie die Rechtsanwaltsprüfung mit Auszeichnung bestanden. Welche drei Tipps können Sie Kolleginnen und Kollegen geben, die mit der Rechtsanwaltsprüfung konfrontiert sind?
Erstens sollte meiner Meinung nach bereits bei der Kanzleiwahl mitüberlegt werden, ob die Fachgebiete und Spezialisierungen für die Rechtsanwaltsprüfung relevant sind. Ebenso ist es natürlich hilfreich, in der Kanzlei bereits Verhandlungserfahrung sammeln zu können und direkten Klientenkontakt zu haben.
Zweitens: Bei der Rechtsanwaltsprüfung stehen Praxisbeispiele und kreative Lösungskompetenz mehr im Vordergrund als reines Lehrbuchwissen. Bereits bei der Vorbereitung sollten daher als Prüfungssimulation (beispielsweise mit dem/r Prüfungspartner:in) mehr Gesprächs-/Beratungssituationen und nicht nur Faktenwissen geübt werden.
Schließlich geht es geht es aus meiner Sicht ebenso viel um Auftreten und Präsentation wie um die rechtlich korrekten Antworten. Wichtig ist daher bei der mündlichen Prüfung, nachvollziehbar die eigenen Gedankengänge darzulegen und nicht stumm zu bleiben, nur weil man sich bei der Antwort nicht hundertprozentig sicher ist. Nach dem alten Prüferspruch: „Wenn Sie nichts sagen, weiß ich nicht, ob sie 1% oder 99% der Antwort wissen…“
Seit dem Jahr 2020 sind Sie geschäftsführender Gesellschafter und Partner bei KWR. Welche Fähigkeiten sind ausschlaggebend, um vom Rechtsanwaltsanwärter zum Partner aufzusteigen? Was empfehlen Sie Kolleginnen und Kollegen, die den sogenannten „Partner Track“ anstreben?
Gute und erfolgreiche Wirtschaftsanwälte bestechen nicht (nur) durch rechtliche Kompetenz, sondern vor allem dadurch, für Klienten rasch und (möglichst) unkompliziert unternehmerisch wertvolle Lösungen zu finden. Daher sind unternehmerisches Denken, klare Kommunikation und Reaktionsgeschwindigkeit wesentliche Assets.
Wesentlich für den Partner-Track ist natürlich auch, eigenverantwortlich und expeditiv Klienten und Mandate aufzubauen. Daher ist auch Akquisestärke und Netzwerkkompetenz ein wichtiges Kriterium.
Was begeistert Sie an der Kanzlei KWR?
KWR ist die perfekte Mischung aus einer größeren Wirtschaftskanzlei mit spannenden nationalen und internationalen Causen und Mandanten, die dennoch aufgrund ihrer Geschichte und Struktur (mit ca. 100 Mitarbeiter:innen) noch kein Law-Konzern ist, in dem vor allem Zahlen zählen und die Zusammenarbeit zwangsweise etwas unpersönlicher wird.
Gleichzeitig zählt KWR in zahlreichen Gebieten (etwa im Bau- und Immobilienrecht) zu den Top-Kanzleien am österreichischen Markt, sodass wir beispielsweise gemeinsam mit unserem Team die Spitze der österreichischen Bau- und Immobilienwirtschaft beraten.
Ihre Spezialgebiete sind das Bau- und Immobilienrecht. Was begeistert Sie an diesen Spezialgebieten?
Mit Bauen und Immobilien hat jeder Mensch im Leben auf irgendeine Art und Weise zu tun, somit ist das Bau- und Immobilienrecht eine sehr praxisrelevante Materie. Gleichzeitig ist bei allen baulichen Themen die Schnittstelle zwischen Rechts, Technik und (Bau-)Wirtschaft sehr spannend.
Was raten Sie jungen Juristinnen und Juristen, die Ihre Spezialisierung noch nicht gefunden haben?
Wir suchen immer engagierte Absolvent:innen und Rechtsanwaltsanwärter:innen genauso wie studentische Mitarbeiter:innen für unser Team!
Wir bedanken uns für die wertvollen Tipps und wünschen weiterhin viel Erfolg und alles Gute.
Foto Credit: © Georg Wilke