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Freitag, 17.01.2025

Kindesunterhalt: Regeln, Pflichten und was dabei zu beachten ist

Die finanzielle Verantwortung für Kinder ist ein zentrales Thema, das oft Fragen und Unsicherheiten mit sich bringt – sei es bei getrennten Eltern oder in anderen familiären Konstellationen. Doch wer ist verpflichtet, wie viel Unterhalt zu zahlen? Und wofür genau wird das Geld verwendet? Ein Überblick über die wichtigsten rechtlichen Rahmenbedingungen und praktische Hinweise.

Wer ist unterhaltspflichtig?

Grundsätzlich sind die leiblichen Eltern für den Unterhalt ihrer Kinder verantwortlich. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie verheiratet sind, getrennt leben oder nie zusammen waren. Der Unterhalt soll sicherstellen, dass das Kind sowohl finanziell abgesichert ist als auch eine möglichst stabile Lebensgrundlage hat.

Bei getrennten Eltern erfüllt der Elternteil, bei dem das Kind seinen Hauptwohnsitz hat, die Unterhaltspflicht in der Regel durch die tägliche Versorgung und Betreuung. Der andere Elternteil leistet den sogenannten Barunterhalt – also eine finanzielle Zahlung, die zur Deckung der Bedürfnisse des Kindes verwendet wird.

Wie wird die Höhe des Unterhalts berechnet?

Die Berechnung des Kindesunterhalts orientiert sich am Einkommen des unterhaltspflichtigen Elternteils. Dabei wird ein bestimmter Prozentsatz des Nettoeinkommens angesetzt, der abhängig vom Alter des Kindes variiert. Richtwerte sind:

  • Bis 6 Jahre: 16 % des Nettoeinkommens

  • 6 bis 10 Jahre: 18 % des Nettoeinkommens

  • 10 bis 15 Jahre: 20 % des Nettoeinkommens

  • Ab 15 Jahre: 22 % des Nettoeinkommens

Es gibt jedoch eine sogenannte Selbstbehaltsgrenze, die sicherstellt, dass der zahlende Elternteil weiterhin seinen eigenen Lebensunterhalt bestreiten kann. Diese Grenze wird individuell angepasst und berücksichtigt unter anderem die Lebensumstände und das Einkommen.

Wofür wird der Kindesunterhalt verwendet?

Der Unterhalt dient dazu, alle grundlegenden Bedürfnisse des Kindes zu decken. Dazu gehören:

  • Wohnungskosten: Ein Anteil der Miete sowie Nebenkosten für das Zuhause des Kindes.

  • Lebensmittel: Die tägliche Versorgung mit Nahrung.

  • Bildung und Betreuung: Kosten für Schule, Nachhilfe oder andere Bildungseinrichtungen.

  • Freizeitaktivitäten: Hobbys, Sportvereine und andere Aktivitäten, die das Kind fördern.

  • Kleidung und Hygiene: Anschaffungen, die das Kind im Alltag benötigt.

Wichtig: Der unterhaltspflichtige Elternteil hat in der Regel kein Mitspracherecht darüber, wie das Geld verwendet wird. Die Verwaltung liegt beim betreuenden Elternteil.

Was passiert bei Zahlungsausfällen?

Wenn der unterhaltspflichtige Elternteil seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, gibt es verschiedene rechtliche Möglichkeiten, um den Unterhalt einzufordern. Dazu gehören:

  • Exekution: Die gerichtliche Pfändung von Gehalt oder Vermögen.

  • Vorschuss vom Staat: In bestimmten Fällen kann ein Unterhaltsvorschuss beantragt werden, der vom Staat vorgestreckt wird.

Sonderfälle: Über den Mindestunterhalt hinaus

Neben dem Basisunterhalt gibt es auch Situationen, in denen zusätzliche finanzielle Unterstützung erforderlich ist – etwa bei unerwarteten medizinischen Kosten, Studiengebühren oder anderen außergewöhnlichen Ausgaben. Solche Sonderzahlungen müssen in der Regel individuell vereinbart oder gerichtlich geklärt werden.

Fazit

Der Kindesunterhalt ist ein wesentlicher Bestandteil, um Kindern eine stabile Lebensgrundlage und Chancen für ihre Entwicklung zu bieten. Klare Regeln sorgen dafür, dass die Verantwortung fair verteilt wird. Doch wie in vielen rechtlichen Fragen können individuelle Umstände komplex sein, weshalb eine rechtliche Beratung in strittigen Fällen oft hilfreich ist.

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Eva-Maria Meidl
Eva-Maria Meidl
Eva-Maria Meidl ist Juristin & Mediatorin, Influencerin, Podcasterin, Autorin und Mutter mit Herz und Verstand. Im Rahmen von Gastbeiträgen berichtet Sie regelmäßig rund um das Thema Familienrecht, Kinderrechte und aktuelle rechtliche Themen.