KarriereInsights mit DLA Piper Partnerin Dr. Birgit Kraml, LL.M. (LSE)
Heute dürfen wir Dr. Birgit Kraml, LL.M. (LSE) zum Interview begrüßen. Sie hat sich bereits als Rechtsanwältin auf Partnerlevel einen Namen gemacht und berichtet auch von Ihrem ersten Monat als Partnerin bei DLA Piper in Wien.
Es geht unter anderem um die Studienwahl Jus, Arbeiten neben dem Studium, Doktorat vs. LL.M. , wie man sein "Steckenpferd" findet und unterschätzte Trends in der Immobilienwelt.
Im Rahmen unserer Interviewreihe „KarriereInsights“ bitten wir Persönlichkeiten der Juristenszene – von Berufseinsteigern bis Branchengrößen – um Einblicke in den eigenen Werdegang und den ein oder anderen Karrieretipp.
Du bringst bereits jahrelange Erfahrung im Immobilienrecht und einen beeindruckenden „Track Record“ auf Partnerlevel in einer renommierten Wirtschaftskanzlei mit. Seit 1. Oktober 2024 verstärkst du DLA Piper als Partnerin und Head of Real Estate im Wiener Büro. Was waren deine Beweggründe für den Wechsel und wie war dein erster Monat bei DLA Piper?
Den Immobilienbereich hier in Österreich für eine international weltweit tätige Kanzlei aufzubauen, ist eine tolle Herausforderung und das hat mich gereizt und letztendlich überzeugt zu wechseln. DLA Piper ist international top aufgestellt und zählt zu den führenden Kanzleien, insb. im Immobilienbereich. Ein Grund mehr diese Topqualität auch Klienten in Österreich anzubieten.
Darüber hinaus finde ich es immer spannend mit Leuten aus verschiedenen Ländern und Kulturen zu arbeiten. Ich war in einer internationalen Schule und das erste, was mich am Juridicum wirklich geschockt hatte: es sahen alle gleich aus und sprachen alle Deutsch. Ich war die bunte Vielfalt gewohnt.
Aber nun zum Anfang deiner Karriere. Was waren deine Beweggründe für das Jusstudium. Gab es Alternativen?
Ich stand schon als Jugendliche für gewisse Themen ein und wollte einfach immer wissen, was meine Rechte sind und mich und andere verteildigen können. Insofern war der Entschluss schon in der Schule gefasst, dass ich Jus studiere. Interessiert hätte mich auch Politikwissenschaften in Frankreich zu studieren.
Was waren für dich die größten Herausforderungen während deiner Studienzeit? Hast du einen Tipp für Jusstudent:innen?
Ich habe immer neben dem Studium gearbeitet und das war eine ziemliche Herausforderung, weil ich jemand bin, der Dinge nicht halbherzig macht. Rückblickend würde ich es wieder so machen, ich konnte mir so mein LL.M. Studium an der LSE finanzieren.
Mein Tipp wäre daher auch mal ins Ausland zu gehen (ich hatte auch Erasmus gemacht – das waren sicher die lustigsten sechs Monate meiner Studienzeit), Rechtsvergleich ist super spannend und öffnet die Horizonte. Von den privaten Kontakten ganz abgesehen – die Freunde aus meiner Studienzeit in Paris und London sind Freunde für ewig.
Wie hast du dein „Steckenpferd“ Immobilienrecht gefunden? Was kannst du Jung-Jurist:innen raten, die ihr Spezialgebiet bzw. ihren Kompetenzbereich noch nicht gefunden haben?
Während des Studiums fand ich öffentliches Recht und v.a. Verfassungsrecht extrem spannend und habe daher auch darin dissertiert – über Flächenwidmung und Baulandmobilisierung. Während meines LL.M. habe ich europäisches Umweltrecht vertieft. Und so kam ich dann später zum Immobilienbereich. Das hat sich eher zufällig ergeben, weil in der Kanzlei damals niemand auf UVP spezialisiert war. So bin ich da hinein gewachsen und mein Schwerpunkt liegt jetzt sicher mehr im Zivil- Miet- und Unternehmensrecht als im öffentlichen Recht.
Ich würde daher überall mal reinschnuppern – gerade in Großkanzleien ist es auch möglich, das Rechtsgebiet zu wechseln oder mal mit anderen mitzuarbeiten, und so eine Idee zu bekommen, was einem wirklich gefällt.
Nach dem Doktorat hast du noch einen LL.M. an der renommierten London School of Economics absolviert. Wie waren deine Erfahrungen und was kannst du Studierenden raten, die vor der Entscheidung zwischen Doktorat und LL.M. stehen?
Mich hat der Zugang zum Rechtsstudium in England sehr fasziniert – eine viel selbständigere Herangehensweise als in Österreich. Ich denke, wenn man keine Karriere an der Universität anstrebt, bringt der LL.M. vermutlich mehr – vor allem im Ausland, weil man so auch eine Fremdsprache vertiefen kann, neue Leute kennenlernt und auch eine neue Perspektive auf das Recht und die Rechtssysteme bekommt.
Das Immobilienrecht ist eine spannende und auch sehr herausfordernde Querschnittsmaterie. Welche Beratungsthemen überwiegen aktuell? Nimmt das Transaktionsgeschäft schon wieder Fahrt auf oder sind es noch die Neu- und Restrukturierungen, die dich derzeit beschäftigen?
Im Moment beschäftigen uns zugegebenermaßen Restrukturierungen sehr, hier ist viel Strategie gefragt und Zusammenarbeit mit Gesellschaft-, Insolvenz- und Strafrechtlern sowie Wirtschaftsprüfern.
Ansonsten gibt es spannende Projekte, vorwiegend im Hotellerie/Serviced Apartment-Bereich und im Life Science Bereich.
Welche Trends in der Rechts- bzw. auch Immobilienbranche werden deiner Meinung nach unterschätzt?
Ich denke Nachhaltigkeits- und Umweltrecht wurden immer als Randthemen angesehen und sind meines Erachtens noch immer unterbeleuchtet.
Digitalisierung und AI wird für beide Branchen disruptiven Charakter haben. Weniger, dass wir unsere Jobs los werden - dazu ist der Anwaltsberuf meines Erachtens ein viel zu persönlicher, Mandanten wollen ja einen persönlichen Kontakt haben und jemanden der ihnen ihre Sorgen abnimmt und Lösungen findet - aber die Art und Weise wie wir zukünftig arbeiten werden.
Welche drei Tipps kannst du Rechtsanwaltsanwärter:innen geben, die auch eine steile Karriere auf Partner Track anstreben?
Diversifikation – ich finde es ganz wichtig, sich in vielen Rechtsbereichen auszukennen, zumindest eine Ahnung zu haben, ob dort ein Problem aufpoppen kann.
Sich selbst treu bleiben
Netzwerken
Suchst du aktuell Verstärkung für dein Team im Bereich Real Estate?
Ja, wir suchen Konzipient:innen und gerne auch Legal Trainees - jetzt Bewerben.
Wir bedanken uns für das spannende Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg und Freude.
Persönliche Fragen an Dr. Birgit Kraml, LL.M. (LSE)
Wie tankst du Energie?
Wenn ich mich nicht gerade Hausaufgaben oder sonstigen Themen meiner Kinder widme, Reisen, Lesen, Fahrradfahren, Yoga, Kultur, mich um meine Pflanzen kümmern
Angenommen es gibt keine Anwaltei, welchen Beruf hättest du dann?
Vielleicht Politikerin oder im Kulturbereich
Hast du einen Buchtipp?
Viele … Mephisto von Klaus Mann – der Roman hat ja auch eine lange Rechtsgeschichte bzgl. seiner Publikation…
Welche App ist für dich unverzichtbar?
Die Schul-App meiner Kinder
Dein Lebensmotto?
Cultiver son jardin (übersetzt "seinen Garten bestellen")