Karriere im Schiedsrecht und bei ZEILER Rechtsanwälte - Dr. Lisa Beisteiner & Dr. Alfred Siwy im Interview
Internationale Schiedsgerichtsbarkeit erfordert nicht nur exzellentes juristisches Fachwissen, sondern auch strategisches Denken, interkulturelle Kompetenz und eine gehörige Portion Neugier. In diesem Interview geben Dr. Lisa Beisteiner und Dr. Martin Siwy, Partner:innen bei ZEILER Rechtsanwälte, spannende Einblicke in ihre Karrierewege, die Herausforderungen und Besonderheiten ihres Fachgebiets sowie die Fähigkeiten, die in diesem Bereich besonders gefragt sind.
Sie sind Partnerin bei ZEILER Rechtsanwälte im Bereich Schiedsrecht. Was hat Sie dazu bewogen diesen Karriereweg einzuschlagen?
Dr. Beisteiner: Auf Empfehlung meines Doktorvaters: Ich habe im Zivilrecht dissertiert und mich dabei in das österreichische Schadenersatzrecht vertieft. Gleichzeitig hatte ich bereits mehrere Auslandsaufenthalte hinter mir und war auf der Suche nach einem Wirkungskreis, der fundierte Zivilrechtskenntnis mit internationaler Anwendung verbindet. Et voilà. Ich hatte meine Nische gefunden. Denn gerade im Schiedsrecht kommt es trotz aller internationalen Bezüge, commercial narratives und interkultureller Sensitivitäten am Ende des Tages meist einfach darauf an, wer seinen Fall rechtlich besser argumentiert.
Welche Stationen in Ihrer Ausbildung oder beruflichen Laufbahn waren rückblickend die prägendsten für Sie?
Dr. Siwy: Meine Konzipientenzeit. Die Lernkurve war steil, vor allem hinsichtlich der Anwendung rechtlicher Konzepte auf eigentliche Fälle und der Arbeit mit Mandanten. Die im Studium erworbenen Kenntnisse sind sehr wichtig, aber sie sind nur ein Teil dessen, was die Arbeit als Rechtsanwalt ausmacht.
Frau Dr. Beisteiner, Sie waren Teil des Corps de Ballet an der Deutschen Oper am Rhein bevor Sie die Juristerei für sich entdeckt haben. Gibt es Parallelen zwischen dem Ballet und Ihrer juristischen Tätigkeit?
Dr. Beisteiner: Zunächst einmal: Klassisches Ballett fällt durchaus in die Kategorie Spitzensport, wenn man sich vor Augen hält, dass hier 5-6 Tage pro Woche etwa sechs bis acht Stunden trainiert und geprobt werden. Dabei steht das stete Ringen um das beste Ergebnis im Zentrum. Das geht nur, wenn man einerseits für die Sache brennt und voll darin aufgeht, und sich andererseits seine Ressourcen klug einteilt und gut mit sich selbst umgeht. Als Anwältinnen und Anwälte streben wir ebenfalls nach Exzellenz, und der Job erfordert auch mal großen Einsatz. Aber anders als im klassischen Ballett sind wir viel mehr Teamplayer, denn das Ergebnis – eine überzeugenden Case aufzubauen und ihn für unsere MandantInnen zu gewinnen – schaffen wir nur, wenn jeder und jede seinen Beitrag leistet. Außerdem macht das dann auch mehr Spaß😊
Was macht den Bereich Dispute Resolution für Sie besonders spannend? Gibt es ein prägendes Verfahren oder einen besonderen Fall, der Ihnen in Erinnerung geblieben ist?
Dr. Beisteiner: Im Bereich Dispute Resolution, vor allem International Arbitration, zu arbeiten, erlebe ich als großes Privileg. Kein Fall ist wie der andere, man taucht immer wieder in neue Lebens- und Wirtschaftswelten ein, hat mit Menschen unterschiedlicher Backgrounds zu tun. Außerdem gibt es wohl keinen anderen Rechtsbereich, in dem man zwischen der Parteienvertreterrolle und der Rolle des Entscheiders wechselt: Die Partner und AnwältInnen unserer Kanzlei sind regelmäßig auch als SchiedsrichterInnen tätig. Von diesem Perspektivenwechsel profitiert dann auch wieder die eigene Arbeit als Counsel, also Rechtsvertreter, beträchtlich. Die Verfahren sind sehr individuell: Von der Auflösung einer Rechtsanwaltssozietät, die ein wenig wie ein Ehescheidungsprozess anmutete, über politisch exponierte Verfahren im Energiebereich, bei denen nur mehr in abhörsicherem Kontext konferiert wurde, ist alles dabei.
„Lisa Beisteiner and Gerold Zeiler are one of the best dispute lawyers you will find.“
LEGAL 500 2022 (Arbitration and Mediation (Austria: Tier 1)
Welche Ratschläge würden Sie jungen Jurist:innen geben, die eine Karriere im Bereich Schiedsrecht anstreben? Welche Fähigkeiten und Qualifikationen sind Ihrer Meinung nach besonders wichtig?
Dr. Siwy: Am wichtigsten sind das Interesse und die Bereitschaft, zu lernen. In der Schiedsgerichtsbarkeit ist es notwendig, fundierte Kenntnisse vor allem des Zivilrechts zu haben. Hinzu kommt, dass die meisten Verfahren sehr sachverhaltslastig sind und es daher wichtig ist, sich auch auf dieser Ebene sehr tief einen Fall zu begeben, zumal er einen oft über einige Jahre begleitet.
Dr. Beisteiner: Neben den must haves (also einer Leidenschaft fürs Zivilrecht und das „Tüfteln“, sowie ausgezeichneten Sprachkenntnissen), hilft vor allem Neugier und Resilienz: Damit meine ich echtes Interesse daran, Neues zu verstehen und sich anzueignen – ganz egal, ob es sich um neue Rechtsbereiche oder auch mal Rechtsordnungen handelt (weil zB ein Case nach katarischem oder englischem Recht läuft), ob es darum geht, die Betriebsabläufe beim Mandanten zu verstehen, oder aber um technisches oder wirtschaftliches Hintergrundwissen (zB weil man mit dem eigenen Sachverständigen an einem expert report arbeitet). Resilienz heißt für mich in diesem Zusammenhang, auch gut durch die Mühen der Ebene kommen, die das Verfassen umfangreicher Schriftsätze oft mit sich bringt. Hier braucht es den Willen zur berühmten Extrameile und dem „dig deep“ – also wirklich tief in ein Thema einsteigen. Außerdem ist ein gewisses Interesse an der menschlichen Psychologie meines Erachtens durchaus angebracht, das gilt für die Arbeit mit ZeugInnen genauso, wie für die Arbeit mit MandantInnen oder SchiedsrichterInnen.
Viele junge Jurist:innen haben Respekt vor der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit. Wie gelingt der Einstieg, und welche Hürden gilt es zu meistern?
Dr. Siwy: Die Schiedsgerichtsbarkeit ist geprägt von ihrer Internationalität. Insofern ist eine Hürde die englische (Rechts-)sprache. Auch hier ist Bereitschaft zu lernen der Weg diese Hürde zu meistern. Viele Berufseinsteiger haben natürlich noch keine Erfahrungen, ihre rechtlichen Kenntnisse in einer Fremdsprache zu präsentieren, aber üblicherweise gibt es auch hier mit entsprechender Lernbereitschaft keine Probleme. Ich sehe aber in der Schiedsgerichtsbarkeit keine größeren Hürden als in anderen Rechtsbereichen.
"The ‚impressive‘ Alfred Siwy is focused on cross-border investment arbitration, as well as handling competition-related claims. He acts for both multinational companies and government bodies.”
Chambers Global 2020 (Dispute Resolution Arbitration)
Was unterscheidet ZEILER Rechtsanwälte von anderen Kanzleien? Welche Werte und Karrieremöglichkeiten bietet Ihre Kanzlei jungen Talenten?
Dr. Beisteiner: Bei ZEILER arbeiten wir nach höchsten internationalen Qualitätsstandards – wir messen uns mit den Top-Firms im Bereich Dispute Resolution weltweit und spielen im Arbeitsrecht in der ersten Reihe. Gleichzeitig ist unsere Struktur flexibel genug, um die individuellen Stärken und einzigartigen Persönlichkeiten der Menschen in unserem Team zu fördern und bestmöglich einzusetzen. Unsere Konzipient:innen arbeiten von Anfang an umfassend am Akt – mit hoher Eigenverantwortung, direktem Mandantenkontakt und selbständiger Kommunikation nach außen zu unseren Co-Counseln, Dienstleistern etc. Dabei wirken unsere Partner – allesamt ausgewiesene Experten und Thought Leader im jeweiligen Gebiet – eng und vertrauensvoll mit unseren Juniors im Team zusammen. Unsere Konzipient:innen erhalten dadurch einzigartige Einblicke in hochspannende, internationale Fälle, von denen man oft auch in den Medien liest. Als internationaler Player mit Home Base in Wien und jüngst „gelaunchten“ Offices in Prag und Paris bieten wir nicht nur höchste Ausbildungsstandards, sondern auch maßgeschneiderte Karrierewege – sei es klassisch als Partner:in oder als Counsel. Wir wollen aber nicht nur exzellente Dienstleister sein, sondern gemeinsam mit unseren Mitarbeiter:innen mit Freude gestalten und bewegen: Dafür bringen wir auch Wertschätzung, Teamgeist und die nötige Prise Humor mit.
Was würden Sie Ihrem jüngeren Ich raten, wenn Sie heute noch einmal Ihre Karriere starten würden?
Dr. Beisteiner: Mein Rat wäre, nimm Dir mehr Zeit für die Dinge außerhalb des Curriculums, also zB die Kaffeepause oder die after-work Drinks, das Plaudern abseits des Fachlichen. Viel wertvoller Input steckt nicht in Büchern (oder Websites) sondern kommt von all den einzigartigen Menschen, die uns umgeben. Diese Begegnungen bergen erstaunliches Potential, auch wenn es um die Ausrichtung des eigenen Weges geht. Und: Übe dich in Gelassenheit; weniger ist manchmal mehr.
Vielen Dank Ihnen beiden für diesen spannenden Einblick in Ihre Vita und das Schiedsrecht. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg!
Steckbrief: Persönliche Fragen an Dr. Lisa Beisteiner
Gibt es ein verborgenes Talent, das kaum jemand von Ihnen kennt?
Meine musisch-künstlerische Ader.
Was darf auf Ihrem Schreibtisch nie fehlen?
Ein großformatiges Notizbuch, viele bunte Stifte und Post-Its.
Welche drei Worte beschreiben Sie am besten?
Vielseitigkeit, Energie, Humor
Angenommen es gibt keine Juristen mehr - welchen Beruf hätten Sie dann?
Künstlerin
Ihr Lieblingszitat?
Love it, leave it or change it.
