Lektor:innen spielen eine entscheidende Rolle in der juristischen Fachliteratur – doch was genau steckt hinter diesem Beruf? Im folgenden Interview gewährt die erfahrene Lektorin Mag. Katharina Auböck - MANZ Verlag - spannende Einblicke in ihren vielseitigen Arbeitsalltag, die Herausforderungen des Berufs und die Besonderheiten der Branche. Außerdem erfahren wir, welche Fähigkeiten man mitbringen sollte und welche Chancen sich für angehende Lektor:innen bieten.
Viele können sich nicht vorstellen, was hinter dem Job einer Lektorin steckt. Was machen Lektorinnen in ihrem Day-to-Day Business?
Unser Arbeitsalltag ist sehr abwechslungsreich: Einen Teil macht natürlich die ganz klassische Lektoratstätigkeit aus (also die Arbeit am Text an sich – Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung – sowie die inhaltliche Prüfung, beispielsweise Überprüfen der Gesetzeslage etc). Der andere Teil ist sehr dynamisch und geht stark in die Richtung Projektmanagement. Wir planen unsere Buchprojekte vom Manuskripteingang bis zum Erscheinen und darüber hinaus, sind in ständigem Kontakt mit unseren Autor:innen – persönlich, telefonisch und via E-Mail – sowie mit unseren Kolleg:innen aus Produktion und Herstellung, Marketing und Vertrieb bis hin zum Lager. Alle Fäden laufen bei uns – wir sind insgesamt 23 Lektor:innen und Zeitschriftenredakteur:innen – zusammen und wir sind für alle Abteilungen im Haus die Ansprechperson bzw Schnittstelle für ein Buchprojekt, ob print oder online. Ergänzend müssen wir natürlich auch immer den Markt beobachten und Konkurrenzprodukte im Auge behalten.
Was hebt Ihren Beruf von anderen juristischen Berufen ab? Was macht ihn besonders spannend? Welche Vorteile bietet der Beruf im Vergleich zu den klassischen juristischen Berufen?
Ein:e Lektor:in in einem juristischen Fachverlag arbeitet nicht kernjuristisch, dennoch bewegen wir uns in einem rein juristischen Umfeld, müssen in unseren jeweiligen Fachbereichen up to date bleiben und den Gesetzgebungsprozess genau beobachten. Wir betreuen auch kreative Prozesse wie Umschlaggestaltung, Werbemittel etc und liefern unserer Marketingabteilung dafür den inhaltlichen Input. Vielfach sind wir auch in der Weiterentwicklung von technischen Prozessen eingebunden.
In gewisser Weise sind wir manchmal auch „trouble shooter“ und müssen beispielsweise kurzfristige Änderungen kurz vor Drucklegung noch bestmöglich umsetzen. Unser oberstes Ziel ist dabei immer die hohe Qualität unserer Produkte und die zeitgerechte und vereinbarungsgemäße Realisierung der Projekte.
Die Arbeit ist in der Regel gut planbar und können wir uns relativ frei einteilen, natürlich sind wir aber an gewisse Termine wie Drucktermine etc gebunden.
Unsere Hierarchien sind flach, unsere Führungsebene hat aber stets ein offenes Ohr für Weiterbildungsanliegen.
Wie ist es dazu gekommen, dass Sie diesen Berufsweg eingeschlagen haben? War es eine bewusste Entscheidung? Was finden Sie besonders faszinierend an Ihrer Tätigkeit?
Nach Stationen bei Gericht und in einer Kanzlei wollte ich einen anderen – juristischen – Weg einschlagen und die damalige Stellenausschreibung hat mich sehr angesprochen. Die „Chemie“ hat auf Anhieb gepasst und seitdem sind 14 Jahre vergangen. Wir bewegen uns hier bei MANZ in einem außergewöhnlich guten Betriebsklima mit hoher gegenseitiger Wertschätzung, Respekt und Vertrauen. Der ständige Kontakt mit unseren Autor:innen – dem „Who is who“ der Rechtsbranche – ist besonders bereichernd.
Das konstante Team ist der beste Beweis fürs tolle Arbeitsklima.
Für wen ist der Beruf besonders geeignet? Wem würden Sie den Beruf besonders empfehlen?
Der Beruf ist für jede:n geeignet, die/der sehr strukturiert und genau arbeitet, sich mitunter auch gerne mit Details beschäftigt, einen guten Blick für Fehler hat und ausgezeichnete Fähigkeiten in der Selbstorganisation hat. Wir sind verantwortlich für den Ablauf der gesamten Produktion, bei uns laufen alle Fäden zusammen: Autor, Satz, Herstellung, Marketing. Wir müssen alle Informationen der beteiligten Abteilungen bündeln und dementsprechend weiterplanen. Bei vielen Projekten gleichzeitig, die in ihrer Struktur aber völlig unterschiedlich sind und sich in unterschiedlichen Projektstadien befinden, kein leichtes Unterfangen! Eine Lektor:in bei MANZ sollte darüber hinaus auf jeden Fall kommunikativ sein und gerne mit Menschen zusammen arbeiten.
Wir haben gehört, dass es einen Test gibt, bevor man den beruflichen Weg als Lektorin gehen kann. Stimmt das?
Es gibt keinen Test, es werden klassische Vorstellungsgespräche geführt, in der Regel zwei bis maximal drei Runden.
Ist ein Jus-Studium eigentlich Voraussetzung für eine Tätigkeit als Lektorin bei Manz?
Ja, ein Jus-Studium ist zwingende Voraussetzung. Die absolvierte Gerichtspraxis ist von Vorteil, aber kein Muss.
Wie kann man sich den Berufseinstieg als Lektorin vorstellen? Muss man bevor man selbst Texte lesen darf, noch eine Ausbildung durchlaufen? Wie sieht es mit den Aufstiegschancen aus?
Wir leben da den „Sprung ins kalte Wasser“: eine neue Lektor:in bekommt sofort mit Berufseinstieg ein eigenes Projekt. Ich betreue das erste Projekt aber natürlich parallel mit. Gleichzeitig findet eine intensive Onboarding-Phase mit zahlreichen Einschulungsterminen zu den einzelnen Abläufen der Buchproduktion und zum Lektorat statt. Weiters gibt es unternehmensübergreifende Einblick-Termine, in denen die einzelnen Abteilungen des Unternehmens vorgestellt werden. Wie bereits erwähnt, haben wir relativ flache Hierarchien. Für Lektor:innen, die bereits länger an Bord sind, gibt es aber vielfältige Möglichkeiten zur Mitwirkung in unternehmensinternen Weiterentwicklungsprozessen.
Fakt ist, dass jeder anders schreibt. Wie gehen Sie mit unterschiedlichen Autorenstimmen und Schreibstilen um, um sicherzustellen, dass der Inhalt den Anforderungen des Verlags entspricht?
Wir schätzen und respektieren die Beziehungen zu unseren Autor:innen sehr und greifen in unterschiedliche Stile nur sehr zurückhaltend ein. Bei einem größeren Autorenteam werden in der Regel im Vorfeld zusammen Bearbeitungsrichtlinien festgelegt. Bei einem neuen Werk gibt es auch so gut wie immer Probekapitel, die wir schon im Vorfeld sichten. Formaler Natur geben wir unseren Autor:innen mit unseren standardisierten Formatvorlagen und Werkreihen ein gutes Gerüst mit auf den Weg, an dem sie sich beim Schreibprozess orientieren können.
Wie hat sich die Arbeit im Lektorat in den letzten Jahren verändert, insbesondere in Bezug auf Technologie und Digitalisierung?
Sie hat sich verändert und wird sich auch noch weiterhin verändern. Wenn ich daran denke, dass der Verlag vor 15 Jahren Manuskripte noch auf Diskette überreicht bekommen hat – unvorstellbar! Aber auch vor 10 Jahren haben wir zum Beispiel noch sehr viel am Papier gearbeitet. Nicht nur, aber auch durch die Pandemie wurde das (fast) komplett abgelöst. Wir arbeiten im Grunde in sehr gut erprobten, rein elektronischen Workflows; teilweise – zum Beispiel für sehr große Werke mit Autorenteams von 50, 60 Autor:innen – kommt auch ein Redaktionssystem zum Einsatz.
Wie würden Sie den Wert von Lektoratsarbeit für die Veröffentlichung von hochwertiger Fachliteratur zusammenfassen?
Wir sind der einzige juristische Fachverlag in Österreich, der ein juristisches Fachlektorat vorweisen kann. Unser Lektoratsteam ist daher nicht nur in der Lage, die Texte sprachlich zu optimieren, sondern kann mit seinem Fachwissen auch den Inhalt beurteilen. Und das zeigt sich natürlich auch in der Qualität unserer Publikationen und darin, dass unsere Kund:innen auf die Richtigkeit unserer Inhalte vertrauen können.
Welche Tipps haben Sie für Jusstudentinnen oder angehende Autorinnen, die daran interessiert sind, mit dem Manz Verlag zusammenzuarbeiten?
Wir sind immer offen für Initiativbewerbungen und Gespräche und freuen uns, wenn Autor:innen aktiv auf uns mit ihren Ideen zukommen.
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Wir bedanken uns bei Frau Mag. Auböck für die spannenden Einblicke und wünschen weiterhin viel Erfolg und Freude als Lektorin.
Quelle: Das Interview wurde von den Paragraphinnen geführt;