Im Rahmen unserer Interviewreihe „KarriereInsights“ bitten wir Persönlichkeiten der Juristenszene – von Berufseinsteigern bis Branchengrößen – um Einblicke in den eigenen Werdegang und den einen oder anderen Karrieretipp.
Heute dürfen wir Mag. Simon Ewerz zum Interview begrüßen. Er ist Universitätsassistent (prae doc) am Institut für Unternehmens- und Wirtschaftsrecht an der Universität Wien. Im Interview gibt er Einblicke in seinen Werdegang, Lerntipps und teilt unter anderem auch mit uns, wie er am besten Energie tankt.
Was waren Ihre Beweggründe für das Studium der Rechtswissenschaften?
Ich wollte verstehen, nach welchen Regeln unsere Welt funktioniert. Das Recht ist dafür ein guter Ansatzpunkt.
Hatten Sie bereits während des Diplomstudiums der Rechtswissenschaften das Karriereziel Universität/Professur/Forschung?
Nein, während des Studiums habe ich eigentlich den Anwaltsberuf angestrebt und deshalb auch immer in Kanzleien gearbeitet. Erst während der Gerichtspraxis entwickelte sich in mir der Wunsch, meine theoretischen Kenntnisse im Unternehmens- und Gesellschaftsrecht weiter zu vertiefen. Das Doktoratsstudium und die Tätigkeit an der Universität bieten dafür die besten Voraussetzungen.
Was ist das Beste an Ihrer derzeitigen Stelle?
Das Schönste an der Tätigkeit als Universitätsassistent ist aus meiner Sicht, dass sie mit einem hohen Maß an Freiheit verbunden ist. Natürlich ist man auch am Lehrstuhl eingebunden und erledigt die dort anfallenden Aufgaben. Aber gerade im Vergleich zu einer Tätigkeit in einer Anwaltskanzlei hat man viele Freiräume, die man für eigene Projekte nutzen kann.
Sie haben in Ihrer Studienzeit immer gearbeitet und Praktika gemacht. Was konnten Sie mitnehmen?
Während meines Studiums konnte ich in Kanzleien unterschiedlichster Größe, Struktur und strategischer Ausrichtung arbeiten. Dabei habe ich gelernt, dass ein ehrliches Interesse an den Problemen des Mandanten und den damit verbundenen Rechtsfragen essential ist. Das zählt sowohl in der „Wald- und Wiesenkanzlei“ in Tirol als auch in der internationalen Großkanzlei in Frankfurt am Main.
Sie haben zusätzlich im Sommer Kurse an ausländischen Universitäten belegt – wie kam es dazu und welche Erfahrungen waren besonders prägend?
Aufenthalte im Ausland habe ich immer als sehr wertvoll empfunden. Neben interessanten fachlichen Einblicken habe ich dabei auch immer wieder spannende Menschen kennengelernt. Mit einigen stehe ich noch heute in Kontakt.
Sie haben diverse Leistungsstipendien erhalten und gehören zu den Top 2% der Absolventen – wie war Ihr Notenschnitt, um dies zu erreichen?
1,64
Haben Sie juristische Lerntipps für Jusstudierende und Konzipient: innen?
Ich bin davon überzeugt, dass die Noten sehr stark von der Anzahl der investierten Stunden abhängen: Je mehr Zeit man effektiv und konzentriert lernt, desto besser sind die Ergebnisse. Außerdem sollte man das Angebot der Universität nutzen. Am Juridicum gibt es hervorragende Lehrende, die für ihr Fach brennen. Der Besuch von Vorlesungen, Übungen und Repetitorien lohnt sich also!
Wie und zu welchem Zeitpunkt haben Sie Ihre Fachrichtung bzw. Ihr juristisches Fachgebiet gefunden? Welche Tipps können Sie Jusstudierenden und Berufseinsteiger: innen geben, die Ihr „Steckenpferd“ erst finden müssen bzw. wollen?
Mich haben wirtschaftliche Abläufe schon immer interessiert. Da lag es nahe, sich mit dem Unternehmens- und Gesellschaftsrecht zu beschäftigen. Vertiefende Lehrveranstaltungen und die praktische Tätigkeit in Kanzleien in diesem Bereich haben mich dann auch in meinem Interesse bestärkt. Ich denke, so findet man auch am ehesten sein „Lieblingsfach“.
Was ärgert Sie am aktuellen Rechtssystem?
Ich habe den Eindruck, dass sich auch die gesellschaftsrechtliche Gesetzgebung vermehrt an politischen Schlagworten und Überschriften und weniger an der Sache orientiert. Das ist ärgerlich, denn Reformbedarf gäbe es jedenfalls genug.
Wir bedanken uns für das Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg und Freude.