Heute dürfen wir den ehemaligen Rechtsanwalt und Juristen Mag. Moritz Mitterer begrüßen. Er ist Bundesgeschäftsführer und Leiter Politik des Österreichischen Wirtschaftsbundes begrüßen. Der Österreichische Wirtschaftsbund ist österreichweit die größte und schlagkräftigste politische Interessenvertretung für Unternehmerinnen und Unternehmer.
Im Rahmen unserer Interviewreihe „KarriereInsights“ bitten wir Persönlichkeiten der Juristenszene – von Berufseinsteigern bis Branchengrößen – um Einblicke in den eigenen Werdegang und den einen oder anderen Karrieretipp.
Was waren Ihre Beweggründe für das Jusstudium?
Ich sehe die Rechtsvorschriften als gesellschaftliche Spielregeln: je besser man sie kennt, desto besser kann man sich in den unterschiedlichsten Situationen zurechtfinden. Konkret ergeben sich nach dem Studium viele unterschiedliche Möglichkeiten für den Berufsweg, von den klassischen Rechtsberufen über die öffentliche Verwaltung bis zum politiknahen Bereich.
Sie sind den anstrengenden Weg der Anwaltei gegangen und haben sich dann umorientiert – wie kam es dazu?
Mir hat die Anwaltei eigentlich sehr gut gefallen. Letztlich war dies damals meiner familiären Situation geschuldet, dass ich zur Wirtschaftskammer Österreich gegangen bin. Dort haben mich vor allem die politischen Verhandlungen fasziniert, und als sich die Möglichkeit zum Wechsel in den Wirtschaftsbund ergeben hat, war für mich klar, dass ich das machen möchte.
Welche 3 Vorteile hat Ihr aktueller Beruf im Vergleich zu Ihrer früheren Tätigkeit als Anwalt?
Es gibt durchaus einige Ähnlichkeiten, wie zB dass eine profunde Kenntnis der Rechtsmaterien sowie der Blick auf möglichst breit getragene Lösungen in beiden Fällen sehr hilfreich sind. Anders sind vor allem die inhaltliche Themen-Breite und die aufgrund der vielen Stakeholder im politischen Prozess höhere Komplexität der Tätigkeit; das mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammenarbeiten und Lösungen suchen, sowie die enge Arbeit im Wirtschaftsbund-Team mit meinen motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Wie sind Sie zu Ihrem aktuellen Job gekommen?
Ich wurde vom damaligen Generalsekretär-Stellvertreter gefragt und habe sofort zugesagt.
Wie gestaltet sich ein typischer Arbeitstag? Gibt es einen bestimmten Tagesablauf?
Einen typischen Arbeitstag gibt es tatsächlich nicht. Wir haben verschiedenste Themen – tagesaktuelle wie Energieversorgung und Dauerbrenner wie Bürokratieabbau, auf die wir unterschiedlich reagieren. Einerseits versuchen wir strategisch politische Akzente zu setzen, um die Anliegen der Unternehmerinnen und Unternehmer bestmöglich zu vertreten, zB im Zusammenhang mit der Covid-Pandemie oder der aktuellen Energie-Situation. Andererseits sind wir sehr eng in politische Prozesse eingebunden, um unsere Forderungen tatsächlich auf den Boden und in die Umsetzung zu bringen. In vielen Fällen ist uns das aus meiner Sicht auch sehr gut gelungen, zB bei der Arbeitszeitflexibilisierung, bei der Konzeption der Corona-Hilfen oder bei der Sozialversicherungsreform.
Was war bisher Ihre größte berufliche Herausforderung?
So wie die Arbeit sehr divers ist, sind es auch die damit verbundenen Themen. Das geht von der reibungslosen Organisation einer Generalversammlung oder einer Pressekonferenz über juristische Spitzfindigkeiten bei Regierungsverhandlungen bis hin zur Begeisterung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Arbeit im Wirtschaftsbund.
Was ärgert Sie am aktuellen Rechtssystem?
Das viele Dinge am Papier zwar gut und richtig wirken, in der Praxis aber aufgrund ihrer Komplexität nur bedingt umgesetzt werden (können). Zu akzeptieren, dass man nicht alles bis ins letzte Detail regeln kann und etwas mehr auf die Umsetzer und Normadressaten hören, wäre hier sicher hilfreich.
Tipps an Berufsanwärter?
Dinge ausprobieren, sich selbst ein Bild machen, wissen, was man kann und was man will und das dann durchziehen.