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Donnerstag, 29.09.2022

Interview mit Mag. Bernhard Schmidt, MBA – Head of Legal beim LASK

Im Rahmen unserer Interviewreihe „KarriereInsights“ bitten wir Persönlichkeiten der Juristenszene – von Berufseinsteigern bis Branchengrößen – um Einblicke in den eigenen Werdegang und den einen oder anderen Karrieretipp.

Heute dürfen wir Mag. Bernhard Schmidt, MBA begrüßen. Er ist Head of Legal beim Fußballverein LASK. Nach erfolgreicher Absolvierung der Rechtsanwaltsprüfung und einem MBA an der renommierten European Sport Business School, hat er sich entschieden, seinen Traum zu verfolgen und seine Karriere außerhalb der Anwaltei fortzusetzen.


Wie kam es zu dem Umschwung von der Tourismusbranche zur Rechtsbranche? Was waren Ihre Beweggründe für das Jusstudium?

Die Entscheidung nach der Unterstufe für die Tourismusschulen MODUL als Höhere Lehranstalt war eine Entscheidung für einen Weg in die Praxis. Der theoretische Unterricht eines Gymnasiums war mir nicht spannend genug und die Ausbildung zum Koch, Kellner und Hotelfachmann klang für mich aufregend und abwechslungsreich. Da mein älterer Bruder vor mir dort seinen Abschluss gemacht hat, hatte ich bereits einen Einblick in die Schule und ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass es eine sehr gute Entscheidung war.

Durch die verpflichtenden 8 Monate Praxiszeit, die man als 16-, 17- und 18-jähriger in drei Sommern absolvieren musste, gewöhnt man sich schon früh an die Arbeitswelt. Ich habe in dieser Zeit zahlreiche essentielle Softskills mitbekommen, die insbesondere bei meinem Einstieg als Konzipient äußerst hilfreich waren. Das war sicherlich ein Vorteil gegenüber Kollegen, die davor noch keine Berufserfahrung gesammelt haben.

Zum Jusstudium:

Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber tatsächlich hatte ich niemals daran gedacht, Jus zu studieren. Meine Eltern haben mir nach der Matura nahegelegt, dass ich studieren gehen sollte, da ein Studium für den Einstieg in die Berufswelt heutzutage nahezu ein Muss sei. Ein weitergehendes Tourismusstudium kam für mich nicht in Frage und auf der Suche nach dem einem Studium wurde mir von einem Freund gesagt, dass Jus zu mir passen könnte. Das klang für mich interessant und zwei Wochen später war ich am Juridicum in Wien inskribiert.

Was empfanden Sie als das Schwierigste am Jusstudium? Was fiel Ihnen hingegen besonders leicht?

Ich hatte das Glück, dass ich am ersten Tag am Juridicum meinen besten Freund aus Kindheitstagen wieder getroffen habe, der sich bereits im zweiten Semester befunden hat. Wir haben uns auf Anhieb wieder fantastisch verstanden und im Endeffekt das Studium gemeinsam bis zum Ende durchgezogen. Ich glaube das ist mir sehr entgegengekommen. Ein guter Lernpartner, mit dem man sich gegenseitig pushen kann. Wir waren während der Studienzeit nahezu jeden Tag auf der Uni Lernen und haben dabei über all die Jahre eine große Freundesgruppe entwickelt, die alle motiviert und ehrgeizig waren. Studieren hat mir dadurch große Freude bereitet und fiel mir deshalb nicht wirklich schwer.

Natürlich darf man nicht vergessen, dass wir vor Prüfungswochen stets sehr viel gelernt haben. Über mehrere Wochen, 6-7 Tage pro Woche, 8-10 Stunden am Tag und dabei jedes Mal hunderte Seiten lesen, wo jeder Satz bei der Prüfung zwischen Bestehen und Nichtbestehen entscheiden kann. Aber wenn man diese Phasen gemeinsam mit Freunden bestreitet, kann es sogar ziemlich großen Spaß machen, so blöd es vielleicht klingt.

Man darf sich auf jeden Fall nicht von Rückschlägen unterkriegen lassen, sonst kann man schnell viel Zeit und den Anschluss verlieren. Sollte man eine Prüfung nicht schaffen, gleich wieder aufstehen, abputzen und bei der nächsten Gelegenheit sofort wieder antreten.

Ihre Ausbildungszeit als Rechtsanwaltsanwärter haben Sie in einer renommierten Wirtschaftskanzlei in Wien absolviert. Haben Sie Tipps für Rechtsanwaltsanwärter?

Als Rechtsanwaltsanwärter beginnt man komplett von neu. Das Jusstudium gibt einem lediglich das Werkzeug mit, das man benötigt, um den Beruf zu lernen. Für den Einstieg als Konzipient würde ich empfehlen ein Praktikum in der Kanzlei zu absolvieren, bei der man sich vorstellen könnte, später arbeiten zu wollen.

Der Beruf bringt es mit sich, dass es arbeitsintensive und stressige Arbeitstage gibt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass man sich mit seiner Kanzlei identifizieren kann und sich wohl fühlt. Zahlreiche Rechtsanwaltskanzleien bieten Praktikumsprogramme an, bei denen man einen guten Einblick in das Kanzleileben, die Struktur, die Arbeit und die Kollegen bekommt.

Wie auch im Studium wird es als Konzipient gute und schlechte Tage geben, aber auch wenn es einmal nicht so toll laufen sollte, heißt es nicht aufgeben. Gerade aus Rückschlägen habe ich am meisten gelernt und viel für meine persönlich Entwicklung mitgenommen.

Warum haben Sie sich für eine der größten Wirtschaftskanzleien entschieden und sind nicht zu einer kleinen bis mittelgroßen Kanzlei gegangen, um Ihre Ausbildungszeit zu absolvieren?

Auch das ist eine ähnliche Geschichte, wie die Entscheidung für das Jusstudium. Ein Jahr vor Ende des Studiums habe ich mich entschieden, dass ich noch gerne einmal ein Praktikum in einer Rechtsanwaltskanzlei machen und Einblicke sammeln möchte. Während meines Auslandssemesters in Kalifornien habe ich mich bei einigen Kanzleien für ein Sommerpraktikum beworben und Wolf Theiss war die einzige, bei der die Bewerbungsfrist noch nicht abgelaufen war und die mich in weiterer Folge zum Bewerbungsverfahren für ein Praktikum eingeladen hat. Nach meinem Auslandssemester bestritt ich mein erstes Praktikum in einer Kanzlei bei Wolf Theiss in der Banking und Finance Praxisgruppe.

Das Praktikum bei Wolf Theiss war für mich eine tolle Erfahrung. Mir hat es gefallen in einer schönen Kanzlei mit netten Kollegen an großen Causen zu arbeiten. Für mich war nach dem Praktikum klar, dass ich gerne den Weg als Rechtsanwaltswärter gehen möchte und wenn möglich, auch bei Wolf Theiss. Banking und Finance war allerdings nicht so meins; ich habe mich für IP entschieden, das für mich persönlich wesentlich interessanter war.


Die Wahl des Rechtsgebiets, in dem man praktiziert, sollte man sich vor dem Berufseinstieg meiner Meinung nach sehr gut überlegen. Wenn man kein Interesse an einem Rechtsgebiet hat, wird man sich jeden Tag bei der Arbeit quälen und schnell die Lust verlieren. Hat man allerdings ein Rechtsgebiet gefunden, das einen begeistert, wird man Kommentare und OGH-Entscheidungen nur so verschlingen.

Wie wichtig waren Ihre Praktika während Ihrer Studienzeit für Ihre berufliche Entwicklung?

Sehr wichtig! Wie oben bereits angesprochen hat mich mein Kanzlei-Praktikum im Endeffekt zu meinem langjährigen Arbeitgeber gebracht, bei dem ich viel erlebt und gelernt habe. Andererseits war ich auch 1 ½ Jahre bei einer Stiftung und 6 Monate in der Rechtsabteilung einer Bank, wo ich wichtige Erfahrung gesammelt aber auch gesehen habe, was mir nicht so gut gefällt. Ich wusste lange nicht, was ich tatsächlich mit meiner Ausbildung später einmal anfangen möchte bzw. kann. Praktika können bei der Entscheidungsfindung einen wesentlichen Beitrag leisten.

Umso länger ich in der Rechtsbranche arbeite, umso mehr merke ich, wie gefragt und wichtig gute Juristen sind. Das ewige Klischee, dass Jus trocken oder langweilig sei, kann ich absolut nicht nachvollziehen. 

Mag. Bernhard Schmidt, MBA

Nach der erfolgreichen Absolvierung der Rechtsanwaltsprüfung haben Sie noch einen MBA an der renommierten European Sport Business School abgeschlossen. Wie kam es zu dieser Entscheidung und inwiefern hat Sie das Programm geprägt?

Mein ganzes Leben lang betreibe ich schon leidenschaftlich Sport. Sport hat mich schon immer bewegt und bis vor zwei Jahren habe ich selbst noch bei einem Fußballverein aus dem Wiener Unterhaus gespielt, bei dem wir zwei Mal die Woche Training und am Wochenende Match hatten. Das habe ich auch durch meine ganze Zeit in der Kanzlei nicht aufgegeben. Natürlich konnte ich nicht immer zum Training kommen, weil die Arbeit stets Vorrang hatte, aber wenn es möglich war, stand ich am Fußballplatz.

Sport und insbesondere Fußball ist für mich ein Thema, an dem ich ein unbändiges Interesse entwickelt habe. Schon während des Studiums habe ich eine Seminararbeit in Arbeits- und Sportrecht geschrieben, bei der ich festgestellt habe, dass sich Sport und Jus sogar sehr gut kombinieren lassen.

Nach der Rechtsanwaltsprüfung habe ich gewusst, dass ich den beruflichen Umstieg zum Sport versuchen muss. Das war ich mir selbst schuldig. Ich hätte es ewig bereut, hätte ich es nicht zumindest versucht im Sport beruflich tätig zu werden. Um den Einstieg ins Sportbusiness zu schaffen und mich dabei noch weiterzubilden, habe ich an einen Masterstudiengang gedacht. Die ESBS in Valencia hat zum damaligen Zeitpunkt das drittbeste MBA Sportsmanagement Programm in Europa angeboten und da mich Spanien als Land sehr gereizt hat, habe ich mich dafür beworben. Im Endeffekt ist es auch wieder ein bisschen Zufall, weil die ESBS die einzige Hochschule war, für die ich mich überhaupt beworben habe.

Das Jahr in Valencia hat mich sehr geprägt. Die Entscheidung meinen Traum zu verfolgen war die beste, dich ich in meinem Leben getroffen habe. Nach 3 ½ Jahren doch sehr intensiver Arbeit plus Rechtsanwaltsprüfung, die auch eine Herausforderung ist, hatte ich ein Jahr ganz für mich. Ich konnte noch einmal Abstand nehmen vom beruflichen Alltag und mich auf mich selbst fokussieren. In Valencia habe nicht nur die Bestätigung bekommen, dass der Weg Richtung Sportsbusiness für mich der richtige ist, ich hatte auch viel Zeit in mich zu gehen und mir über meine persönliche Zukunft und meine Ziele Gedanken zu machen.

Worauf sind Sie besonders stolz und wie sind Sie zu Ihrem aktuellen Job gekommen?

Was mich sehr stolz gemacht hat und ich bis heute eigentlich nicht glauben kann ist, dass ich das Masterprogramm als bester von 97 Studenten aus rund 30 Ländern abgeschlossen habe. Ich war nie ein Vorzeigeschüler oder -student und Noten waren mir nie wichtig. Aber bei diesem Master hat es mir einfach Freude bereitet mein Bestes aus mir herauszuholen. In diesem Zusammenhang durfte ich bei der Graduation der ESBS im Fußballstadion des FC Valencia eine Rede vor der Klubführung des FC Valencia und vor all meinen Kollegen halten. Ein für mich auch heute noch unfassbares Ereignis, das mich im Endeffekt dazu bewegt hat, alles dafür zu tun, um direkt nach meinem Abschluss im Sportsbusiness tätig zu werden.

Während des Studiums habe ich gelernt, wie wichtig gerade im Sportsbusiness persönliche Kontakte sind und so habe ich begonnen, Funktionäre und Personen auf Führungsebenen von Fußballklubs und Unternehmen aus der Sportbranche direkt auf LinkedIn zu kontaktieren. Ich habe dutzende Kontaktanfragen und persönliche Nachrichten versendet, in denen ich mich und meine Ziele vorgestellt habe. Im Endeffekt sind daraus insgesamt drei persönliche Gespräche geworden, wovon mich wiederum ein einziges zu einem Bewerbungsprozess geführt hat. Nach 6 Monaten harter Überzeugungsarbeit habe ich schlussendlich den Einstieg als Jurist beim LASK geschafft. Dafür bin ich auch extra von Wien nach Linz umgezogen.

Was schätzen Sie an der Rechtsbranche am meisten?

Umso länger ich in der Rechtsbranche arbeite, umso mehr merke ich, wie gefragt und wichtig gute Juristen sind. Das ewige Klischee, dass Jus trocken oder langweilig sei, kann ich absolut nicht nachvollziehen. Gerade ich, der nie an ein Jusstudium gedacht hat, kann behaupten, dass Recht äußerst spannend sein kann. Die Diversität, in der man sich beruflich betätigen kann, wird oft übersehen. Alleine schon die Rechtsanwaltei bringt zahlreiche Facetten mit sich. Ob man in einer Wirtschaftskanzlei im M&A oder im IP-Team arbeitet, hört sich für Studenten vielleicht nach einem marginalen Unterschied an, tatsächlich unterscheiden sich die Aufgaben und der Arbeitsalltag in vielen Bereichen allerdings sehr stark. Und wenn man dann auf einmal bei einem Bundesligaverein in der Transferzeit mit Fußballprofis am Tisch sitzt und mit ihnen Verträge durchgeht, sieht es überhaupt ganz anders aus.

Mit welchen Herausforderungen bzw. Fachgebieten ist man als Head of Legal eines Fußballvereines häufig konfrontiert?

Ich würde die Arbeit im Fußballverein in zwei Bereiche teilen, den unternehmerischen Bereich auf der einen Seite und den sportlichen Bereich auf der anderen Seite.

Der unternehmerische Bereich enthält die Themen, die jedes Unternehmen mit sich bringt. Arbeitsrechtliche Themen, Firmenbuchsachen, Kundenanfragen oder öffentlich-rechtliche Verfahren vor Behörden, um nur ein paar zu nennen.

Spannend wird es im sportlichen Bereich. Dieser umfasst das Verfassen von Spieler-, Transfer- und Vermittlerverträge, Sponsoringvereinbarungen als auch die Durchführung von Schiedsverfahren vor der Bundesliga oder der FIFA. Bei all diesen Punkten arbeite ich direkt operativ im Fußballverein mit und das bereitet mir eine große Freude. Neben meinen juristischen Tätigkeiten nehme ich allerdings auch an nationalen und internationalen Fuballkonferenzen teil, bei denen ich mich mit Fußball-Funktionären aus der gesamten Welt über die Entwicklung des Sports austauschen kann.

Auch wenn es ein langer und harter Weg bis daher war, es hat sich ausgezahlt meinen Traum zu verfolgen.

Vielen Dank für die spannenden und wertvollen Einblicke. Wir wünschen weiterhin viel Erfolg und Freude.

Steckbrief: Persönliche Fragen an Mag. Bernhard Schmidt, MBA

Wo und wie tanken Sie Energie?
Beim Sport, bei meinen Freunden und bei meiner Familie.

Angenommen es gibt keine Juristen mehr. Welchen Beruf – weit ab von einer juristischen Tätigkeit – hätten Sie dann?
Barkeeper auf einem Strand auf Hawaii.

Welche Anwaltsserie schauen Sie am liebsten?
Sie hat mich während meiner ersten Jahre als Konzipient fast täglich begleitet; Suits.

Welches Buch können Sie empfehlen?
Gelebt, Erlebt, Überlebt. – Gertrude Pressburger

Welche App ist für Sie unverzichtbar?
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Was ist Ihre größte Stärke?
Egal was kommt, ich bleibe mir immer treu.