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Donnerstag, 16.11.2023

Interview mit Mag. Bernhard Breunlich

Heute dürfen wir Mag. Bernhard Breunlich von lawyers & more zum Interview begrüßen. Als Jurist und Experte in Sachen Karriere gibt er Einblick in seinen eigenen Werdegang und verrät uns die interessantesten Rechtsgebiete für eine steile Karriere.

Im Rahmen unserer Interviewreihe „KarriereInsights“ bitten wir Persönlichkeiten der Juristenszene – von Berufseinsteigern bis Branchengrößen – um Einblicke in den eigenen Werdegang und den ein oder anderen Karrieretipp.


Was waren Ihre Beweggründe für das Jusstudium? Hatten Sie bereits während des Studiums einen konkreten Berufswunsch?

Mein Wunsch, Jus zu studieren, entstand zu Beginn der Oberstufe. Es war die Frage der Gerechtigkeit, die mich faszinierte. Zu Beginn des Studiums kam aber gleich die Ernüchterung zu diesem naiven Gedanken in Person von Prof. Mayer in der Einführung: „Recht hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun!“ Der zweite Aspekt, der mich interessierte, war das Berufsbild des Richters. Und insoweit hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon einen vagen Berufswunsch, den des Richters, aber ich konnte mir auch vorstellen, Rechtsanwalt zu werden. Erfahrungen während des Gerichtsjahrs ließen diese Ideen aber verblassen und so kam alles anders.

Vor Ihrer jetzigen Tätigkeit in der Personalberatung, haben Sie auch schon Karriere in der Banken- und Versicherungsbranche auf Geschäftsführungs- und Vorstandsebene gemacht. War das Jusstudium für Ihre Managementkarriere hilfreich?

Kurz und knapp: Ja! Das Jusstudium ist ein sehr generalistisches Studium und ist daher als Basis für sehr viele Berufsbilder geeignet.
Zweitens lernt man in Rechtsgebieten – wie beispielsweise und insbesondere – Zivilrecht, Unternehmensrecht oder Gesellschaftsrecht sehr viel Praxisrelevantes, was einem später hilft, in der Wirtschaft berufstätig zu sein.

Vor acht Jahren sind Sie bei lawyers & more, der führenden Personalberatung in der Rechtsbranche, als Partner angedockt. Wie kam es dazu?

Da muss ich ein bisschen ausholen: Ein wichtiger Auslöser war die Finanzkrise des Herbstes 2008 – Stichwort Lehman Brothers – und die damit noch stärker werdende Regulierungswut, welcher der Banken- und Finanzdienstleistungssektor seitdem ausgesetzt ist. Der mit dieser Krise auch einhergehende wirtschaftliche Druck auf die Bankenwelt war sicherlich ein zweiter Faktor. Immer öfter stellte ich mir die Frage, was ich denn tagein tagaus so tue und fand keine befriedigenden Antworten mehr. Ich entwickelte immer mehr das Gefühl, dass wir uns fast ausschließlich einerseits mit internen Konzernthemen und andererseits Aufsichtsthemen befassen. Und dass der eigentliche Zweck, nämlich privatwirtschaftlich organisierte Dienstleistungen für Kunden zu erbringen, immer mehr in den Hintergrund trat. Etwas überspitzt formuliert: Banken und Finanzdienstleister wurden zunehmend zu staatlich beaufsichtigten Grundversorgern mit Finanzdienstleistungen. Weitere Gründe traten hinzu und so reifte der Gedanke in mir, mich umzuorientieren. Ein befreundeter Headhunter suchte 2014 für eine spezialisierte Personalberatung – lawyers & more – einen geschäftsführenden Gesellschafter und sprach mich damals auf diese Option an. Den Rest der Geschichte kennen Sie.

Bereits nach einem Jahr in Ihrer neuen Tätigkeit wurden Sie Managing Partner. Was ist Ihr Geheimrezept für eine steile Karriere?

Eine wichtige Basis ist eine gute fundierte Ausbildung. Gepaart mit der Bereitschaft, sich dann im Beruf weiter zu spezialisieren. Und: Tue das, was du tust, mit großer Begeisterung und ebensolcher Einsatzfreude. Das sind auch Tipps, die ich Studierenden und Berufseinsteiger:innen gebe.

Was schätzen Sie an Ihrem Beruf am meisten?

Dass wir tagtäglich mit unterschiedlichsten spannenden Persönlichkeiten zu tun haben und dass wir Brückenbauer zwischen Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen sein dürfen. Es ist schön zu erleben, mit einer geglückten Vermittlung sowohl zu einer Sachlösung für zwei Parteien beigetragen zu haben und dabei auch neue Geschäftsbeziehungen entstehen zu sehen bzw. weiter zu vertiefen.

In welchen Rechtsgebieten sehen Sie die besten Karrierechancen?

Viele Rechtsgebiete bieten exzellente Karrierechancen, allen voran alle wirtschaftsrelevanten Rechtsgebiete. Evergreens sind z.B. Gesellschaftsrecht, Transaktionsgeschäft, Immobilienrecht und -transaktionen oder Vertragsrecht. Und eng verbunden mit jeder Art von Leistungsaustausch sind natürlich Streitigkeiten, aus diesem Grund sind Zivilverfahren und Schiedsgerichtsbarkeit auch gefragt. Je weiter die Digitalisierung und der Einsatz von KI voranschreiten, werden Themen wie IT-Recht,  IP-Recht aber auch Datenschutzrecht noch relevanter als sie schon heute sind. Aber die Frage lässt sich nicht abschließend und nicht mit Absolutheit beantworten. Denn wie Jurist:innen sagen, das gilt auch bei der Beantwortung dieser Frage: Es kommt darauf an. Auf beispielsweise persönliche Interessen, Stärken, aber auch die Region, wo man arbeiten will etc. Die Aufzählung ließe sich beliebig lang fortsetzen.

Wir bedanken uns für die interessanten Einblicke und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.

Steckbrief: Persönliche Fragen an Bernhard Breunlich

Wo und wie tanken Sie Energie?
In der Natur, beim Spazierengehen mit meinem Hund oder bei ausgedehnten Radfahrten in Wien und Umgebung

Angenommen es gibt keine Juristen mehr. Welchen Beruf hätten Sie dann?
Architekt, vielleicht aber auch Philosoph.

Welches Buch lesen Sie gerade?
„Die Schlange war klug – Antike Schöpfungsmythen und die Grundlagen des westlichen Denkens“ von Peter Schäfer.

Auf welche App können Sie nicht verzichten?
Strava. Aufgrund meiner Radfahrleidenschaft.

Ihr Lebensmotto:
Nimm‘s nicht zu schwer!