Im Rahmen unserer Interviewreihe „KarriereInsights“ bitten wir Persönlichkeiten der Juristenszene – von Berufseinsteigern bis Branchengrößen – um Einblicke in den eigenen Werdegang und den einen oder anderen Karrieretipp.
Heute dürfen wir den Begriff „Ausnahmestudentin bzw. Superstudentin“ zweifelsfrei verwenden. Dr. Carina Geiger, LL.B., LL.M. darf sich mit gerade einmal 24 Jahren Dr.in iur. nennen. Sie hat ihr juristisches Studium 2016 begonnen und nach knapp vier Semestern und einem Monat ihren Bachelorabschluss in den Händen gehalten. Das weiterführende Masterstudium hat sie nach nur zwei Semestern cum laude im Alter von 22 Jahren vollendet.
Die durchschnittliche Studienzeit beträgt derzeit 13 Semester, das durchschnittliche Alter für einen Doktortitel 31 Jahre.
Was waren Ihre Beweggründe für das Jusstudium?
Ich hatte schon immer ein Faible fürs Recht, denn wir begegnen dem Gesetz in sämtlichen Situationen im Alltag. Es regelt unser Zusammenleben, prägt Wertegemeinschaften und koordiniert unter anderem zwischenmenschliche Belange – das fasziniert mich auch heute noch. Die Juristerei ist ein vielfältiges Handwerk und mit all seinen Facetten einfach spannend und abwechslungsreich.
Zudem motivierte mich der Gedanke später einmal Menschen in den unterschiedlichsten Lebenslagen helfen zu können, sie zu unterstützen oder ihnen mit Rat und Tat in schwierigen Situationen Halt zu geben.
Worauf in Ihrer Karriere sind Sie besonders stolz?
Besonders stolz bin ich darauf, dass ich, obwohl ich mit dem Studium recht schnell am Weg war, trotzdem über 33 Monate Berufserfahrung im In- und Ausland und in den verschiedensten Branchen sammeln durfte und trotz allem immer genügend Zeit für Freunde, Reisen und meine Hobbys hatte. Ich habe das Gefühl, dass ich ständig meinen Horizont um große Etappen erweitern durfte, und das bereitet mir Freude.
Was war die beste Entscheidung in Ihrer beruflichen Laufbahn?
Im Ausland zu arbeiten. Das kann ich jedem und jeder wärmstens empfehlen. Man lernt in einer kurzen Zeit einfach enorm viel. Ich durfte bereits gelernte Sprachen perfektionieren und neue Kulturen kennenlernen. Neben hoch interessanten WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen, DiplomatInnen, RechtswissenschaftlerInnen oder Unternehmerinnen lernte ich Persönlichkeiten aus den verschiedensten Lebens- und Fachbereichen kennen, die ich sonst nie getroffen hätte. Ich durfte immer wieder Abenteuer erleben, einen Blick über den Tellerrand wagen, mich beruflich ausprobieren und mit einem großen Schatz an Erfahrungen zurückkehren.
Was war Ihr prägendstes Berufserlebnis?
Äußerst prägend für mich war definitiv meine Zeit in Washington, D.C. Meine Tätigkeit war hochinteressant, vielseitig und mit viel diplomatischer Verantwortung verbunden. Eines den prägendsten Ereignissen war mit Sicherheit jener Moment, als ich das erste Mal Österreich repräsentieren durfte. Ich musste Stellung nehmen, die Interessen Österreichs benennen und in kurzer Zeit lösungsorientiert zu einem Ergebnis gelangen.
Was ist Ihr Geheimnis, um über eine lange Zeitdauer erfolgreich zu sein?
Eine der wichtigsten Zutaten für ein Erfolgsrezept ist mit Sicherheit die Leidenschaft. Wer einer Tätigkeit nachgeht, welche einen selbst begeistert, wird auf lange Sicht auch Erfolg haben. Wichtig dabei ist die Dinge immer mit Zuversicht anzugehen. Aus Rückschlägen und Niederlagen kann man vieles lernen und ich finde es wichtig eine Jetzt-erst-recht-Haltung einzunehmen. Man muss immer an sich selbst glauben, sich Ziele setzen, den Mut haben entschlossen Entscheidungen zu treffen und Verantwortung übernehmen.
Welche Quellen zur persönlichen Weiterbildung können Sie empfehlen?
Ich bin ein großer Fan von Büchern. Ich kann jedem und jeder empfehlen, ab und an in eine Buchhandlung zu gehen, sich bei der nichtfiktionalen Literatur umzusehen und ein Buch zu kaufen, welches einen intuitiv anspricht. Lesen ist ein komplexer Prozess, der ein weites Spektrum von eigenen Fähigkeiten abdeckt. Man reflektiert das eigene Handeln, lässt Worte auf sich wirken und selektiert das Gelesene so, dass es einen selbst voranbringt. Wichtig ist, sich bewusst Zeit fürs Lesen zu nehmen. Bei Hörbüchern und Zusammenfassungen wird meiner Meinung nach der ausschlaggebende Mehrwert des Lesens, nämlich das komplexe Erfassen, hintenangestellt. Ein Buch in der Hand holt einen in jeder Lebensphase ab.
Tipps an Studienanfänger?
Organisation und Zeitmanagement sind alles! Meine Empfehlung ist sich zu Beginn des Studiums einen konkreten Plan und eine Meilensteinliste zurecht zu legen. Ganz wichtig dabei: es muss realistisch bleiben, also immer genügend Puffer einbauen und es einfach genießen, wenn mal „mehr geht“. Weiters rate ich StudienanfängerInnen dazu, sich über Abläufe bei den Prüfungen und aktuelle relevante Themen zu informieren.
Was bedeutet Erfolg für Sie?
Erfolg bedeutet für mich ständig an mir selbst zu wachsen. Ich setze mir bewusst Ziele und verfolge diese – unabdingbar. Dabei gilt es oft schwierige Situation zu meistern, die eigenen Fähigkeiten auszubauen und die eigene Komfortzone zu verlassen. Ich habe Freude an allem, was sich angehe und finde immer wieder den Ausgleich.