Interview mit Dr. Alexander T. Scheuwimmer, MBA – Rechtsanwalt und Präsident des Juristenverbandes
Im Rahmen unserer Interviewreihe „KarriereInsights“ bitten wir Persönlichkeiten der Juristenszene – von Berufseinsteigern bis Branchengrößen – um Einblicke in den eigenen Werdegang und den einen oder anderen Karrieretipp.
Heute dürfen wir Rechtsanwalt Dr. Alexander T. Scheuwimmer, MBA zum Interview begrüßen. Er ist Gründer einer erfolgreichen internationalen Wirtschaftskanzlei, Präsident des Juristenverbandes, Immobilieninvestor und darüber hinaus auch Haubengastronom.
Warum haben Sie sich für das Jusstudium entschieden?
Schon in der „Berufsschnupperwoche“ meiner Schule war ich bei einem Anwalt. Vielleicht hat mich dieser derartig geprägt, dass ich später Jus studierte.
Nach Ihrer Rechtsanwaltsprüfung haben Sie in Tokio gelebt und einen MBA an der Hitotsubashi Universität absolviert. Was waren Ihre Beweggründe und war diese Ausbildung entscheidend bzw. hilfreich für Ihre unterschiedlichen unternehmerischen Aktivitäten?
Grund für meinen Wunsch in Japan zu leben war sicherlich meine japanische Abstammung und dass ich bis dahin immer nur für ein paar Wochen in Japan war. Unmittelbarer Anlass war dann ein gut dotiertes Stipendium. Sowohl die Ausbildung dort wie auch die Vertiefung meiner Kenntnisse von Japan haben mir ganz sicher dabei geholfen das zu tun, was ich später getan habe.
Nach mehreren Jahren in einer Großkanzlei haben Sie 2017 TAIYO Legal gegründet. Welche Herausforderungen mussten Sie meistern und welche Tipps haben Sie für den Sprung in die Selbständigkeit?
Pauschale Warnungen oder Tipps habe ich nicht. Der Einstieg in die Anwaltei ist Gegenstand einer der beliebtesten Veranstaltungen des Juristenverbandes; außerdem gibt es ein eigenes Coaching zu diesem Thema. Bei der Veranstaltung „Der Sprung ins Kalte Wasser“ erfährt man vorwiegend „Hard Facts“ wie die diversen Anschaffungen, die am Anfang zu tätigen sind; Formalitäten, die erfüllt werden müssen um überhaupt in die Liste der Anwälte eingetragen zu werden; generelle Erwägungen, die zu Beginn angestellt werden sollten; et cetera. Beim Coaching gehe ich einen Schritt weiter: Einerseits gehen wir auf die individuelle Situation des Einzelnen ein (Stärken, Schwächen, Ziele, et cetera). Andererseits erörtern wir auch Details wie zum Beispiel, ganz konkrete Versicherungen, Anwaltssoftware, IT, et cetera.
Neben Ihrer Kanzleitätigkeit sind Sie auch als Haubengastronom und Immobilieninvestor aktiv – wie kam es dazu und inwiefern hilft Ihnen Ihr juristisches Know-how bei Ihren unternehmerischen Aktivitäten?
Das Restaurant Nihonbashi ergab sich durch Zufälle. Nicht weit von meinem Restaurant, auch im ersten Bezirk, hatte bis 2010 meine Mutter ein Restaurant. Nachdem sie in Pension ging, baten mich ihre damaligen Mitarbeiter doch etwas Neues zu machen. Der Vermieter meines Restaurants machte mir ein gutes Angebot und so wagte ich den Sprung. Ebenfalls zufällig komme ich zu meinen Immobilienengagements. Ich betreue viele immobilienrechtliche Mandate und so ergeben sich immer wieder Gelegenheiten. Durch meine Tätigkeit als Anwalt bekam ich Chancen, die ich als Angestellter wohl nicht bekommen hätte. Ansonsten half mir mein juristisches Know-How zumindest indirekt.
Kürzlich wurden Sie als Präsident des Juristenverbandes bestätigt und treten somit Ihre bereits dritte Amtsperiode an. Was sind Ihre Erfahrungen aus über 19 Jahren – bereits 4 Jahre als Präsident – ehrenamtlicher Tätigkeit beim Juristenverband?
Es hat sich sehr viel verändert in diesen fast 20 Jahren. Nicht nur die Mitgliederzahl ist beträchtlich gewachsen, auch das Tätigkeitsspektrum hat sich erweitert. Wir sind jetzt auf den Sozialen Medien vertreten, neben dem Ball gibt es ein tolles Sommerfest, die Nova et Varia hat sich weg von einer typischen Vereinszeitschrift hin zu einem modernen juristischen Blatt gewandelt,… Der Kern dessen was den Juristenverband ausmacht, ist aber unverändert geblieben: Wir sind nach wie vor überparteilich, wir vereinigen nach wie vor alle juristischen Berufe und wir widmen uns ganz besonders dem jeweiligen Berufsnachwuchs.
Nach zwei Jahren coronabedingter Pause findet der Juristenball dieses Jahr am 18. Februar unter dem Motto „La Dolce Vita“ in der Hofburg statt. Auf welche Highlights dürfen sich die Besucher dieses Jahr freuen?
Mein Team und ich geben uns sehr große Mühe, diesen Ball nach zwei Jahren Corona-Pause zu etwas Besonderem zu machen. Bereits im Rahmen der Eröffnung zollen wir mit „Freuet Euch des Lebens“ (op. 340) einerseits auch diesmal wieder der Strauss-Dynastie Tribut, abermals vertreten von unserem Präsidiumsmitglied SenPräs d OLG Wien iR Prof. Dr. Eduard Strauss; andererseits verneigt sich der Juristenball mit diesem Walzer von Johann Strauss Sohn vor unserem diesjährigen Slogan. Eine Melange aus Wiener Tradition mit einem Schuss italienischem Flair begleitet unsere Gäste durch den gesamten Ballabend. Dazwischen warten Intermezzi aus anderen Teilen der Welt, eine Mitternachtseinlage von Insieme, eine Publikumsquadrille mit Prof. Elmayer, eine Tombola und vieles Mehr. An Gästen freut es mich außerordentlich, unter vielen anderen hochrangigen Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Kultur und allen juristischen Berufen auch heuer wieder Frau Bundesministerin Dr. Alma Zadic begrüßen zu dürfen!
Veranstaltungen wie der Juristenball, eine Mitgliedschaft im Juristenverband, Konferenzen und Seminare bieten auch immer die Möglichkeit für Networking. Welchen Stellenwert hat ein Netzwerk in der Juristenszene für die Karriere und warum sollten sich auch schon Jusstudierende und Jungjuristen mit dem Auf- und Ausbau des eigenen Netzwerkes auseinandersetzen?
Auch wenn der Eindruck manchmal ein anderer sein mag: Es gibt auch innerhalb der angehenden Juristen und Jungjuristen – immer noch – sehr viele, die eine Karriere anstreben; junge Leute, die etwas bewegen wollen, … oder die vielleicht aber auch einfach verstehen, wie wichtig rechtzeitige Pensionsvorsorge ist. Für all diese Kolleginnen und Kollegen ist Networking absolut unumgänglich. Eine conditio sine qua non. Und der Aufbau eines Netzwerks ist etwas, das viel Zeit in Anspruch nimmt. Daher muss man früh damit anfangen. So einfach ist das. Auch das ist Übrigens Gegenstand meines Coachings.
Tipps an Studienanfänger?
Genießen Sie das Studium. Aber bedenken Sie, dass Sie die Samen für Ihre spätere Karriere säen – und dies nicht etwa nur durch den Erwerb von Wissen oder gar eines Titels. Sie legen den Grundstein für Ihr ganzes zukünftiges Leben auch durch Praktika, durch die Erweiterung Ihres persönlichen Horizonts und eben das Spinnen eines Netzwerks.
Tipps an Berufsanwärter?
Bleiben Sie lernwillig! Wer glaubt, das Studium sei schon die halbe Miete irrt. Das Studium ist der erste Schritt. Und zwar der erste Schritt eines Marathons.
Vielen Dank für das Interview und die interessanten Einblicke. Wir freuen uns bereits auf den Juristenball.