Interview mit Bernhard Landrichter - Co-Founder des Wiener LegalTech Startups GesetzeFinden
Wir freuen uns Bernhard Landrichter (Co-Founder von GesetzeFinden.at) zum Interview zu begrüßen. Dieses innovative Legal-Tech-Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, Recht für alle zugänglich und verständlich zu machen. In einer Zeit, in der rechtliches Wissen für viele Menschen unzugänglich bleibt, bietet GesetzeFinden.at eine Plattform, die nicht nur gesetzliche Texte und relevante Entscheidungen leicht durchsuchbar und auffindbar macht, sondern auch durch benutzerfreundliche Funktionen und KI-gestützte Tools besticht.
Wir werden erfahren, was die Motivation hinter der Gründung von GesetzeFinden.at war, wie sich ihre Plattform von anderen Rechtsdatenbanken unterscheidet und welche neuen Entwicklungen, wie das „AmigaAI Monitoring“, in naher Zukunft erwartet werden können. Außerdem sprechen wir über die Herausforderungen, denen das Team gegenüberstand, und erhalten wertvolle Tipps, wie Jurist:innen stets up-to-date bleiben können. Abschließend werfen wir einen Blick darauf, welche KI-Tools das Team besonders begeistern und wie KI Legal Tech die Rechtsbranche nachhaltig verändern könnte.
Was war eure Motivation bei der Gründung von GesetzeFinden.at?
Recht für alle zugänglich und verständlich zu machen. Jede und jeden geht das Gesetz etwas an, wir alle sind Teil davon und trotzdem fehlt bei einer großen Menge an Menschen fundamentales rechtliches Wissen. Wie soll man tagtägliche Herausforderungen ohne diesem bewältigen?
Jede Person soll einfache und präzise Antworten zu Rechtsfragen bei uns finden. Wir wollen Rechtsinformationen für alle leicht zugänglich machen. Die Inhalte müssen also gut durchsuchbar und auffindbar sein.
Wie differenziert sich euer Angebot vom sogenannten „RIS“ und anderen Rechtdatenbanken? Welche Funktionen umfasst eure Plattform?
Wir haben einen sehr großen Fokus auf die Benutzerfreundlichkeit unserer Plattform gesetzt. Diese zeigt sich zum Beispiel in einer intelligenten Stichwortsuche, welche kleine Rechtschreibfehler wie Groß- und Kleinschreibung ignoriert. Zusätzlich bieten wir eine semantische Suche an, diese ermöglicht es allen zur richtigen Textstelle innerhalb von Gesetzen zu kommen, auch ohne rechtliches Jargon zu kennen.
Die einzelnen Paragrafen in den Gesetzestexten können nicht nur verlinkt werden, es werden auch relevante Entscheidungen und Rechtssätze angegeben.
Neben dem üblichen Angebot von Gesetzestexten und Entscheidungen, verfassen wir regelmäßig Artikel und Blog-Posts zu alltäglichen Themen und ihren rechtlichen Hintergründen bzw. Grundlagen. Mit diesen verfolgen wir unsere Mission die Inhalte unserer Demokratie einfach und verständlich zugänglich zu machen.
Mit eurer neuesten Entwicklung „AmigaAI Monitoring“ werden neue Entscheidungen gefiltert, zusammengefasst und per Mail übermittelt. Das klingt großartig, wann wird dieser Service verfügbar sein? Erleichtert die AI auch die Verständlichkeit der Rechtstexte?
Ja! Die Inhalte werden prägnant zusammengefasst und erleichtern somit die Verständlichkeit. Der Report ist außerdem geteilt in Sachverhalt, Spruch und Rechtlicher Beurteilung um den Inhalt besser aufnehmen zu können.
Die Beta Phase unseres AmigaAI Monitorings, unser erstes Produkt, neigt sich dem Ende zu. Im Augenblick werden noch die letzten Verfeinerungsschliffe getätigt, um es diesen April zu launchen.
AmigaAI Monitoring funktioniert so, dass man sich zumindest einen Rechtsbereich aussucht, wie z.B. “Familienrecht”, und dann Stichwörter wie z.B. “Scheidung” oder “Kindschaftsrecht” angibt, mit welcher die zugesendeten Entscheidungen in Verbindung stehen sollen. Nach diesen ersten und einfachen Schritten werden dir jede Woche alle relevanten Entscheidungen zusammengefasst und per Mail zugeschickt. Klingt toll oder?
Was waren bisher die größten Herausforderungen?
Besonders herausfordernd war es ein passendes Business Modell zu finden, was bereits bei einer flexiblen Vision schwierig ist.
Unser Ziel von Anfang an war es eine Rechtsinformationsplattform zu bauen und mit Features anzureichern, die es den Endnutzern ermöglichen sollen einfach Informationen zu finden, zu verarbeiten und zu verstehen. Also versuchten wir es zuerst mit Werbepartnerschaften, jedoch stießen wir auf viele Absagen und etablierten uns schlussendlich als KI Legal Tech Dienstleister. Dieser Schritt hat viel Zuspruch bekommen und uns einige KI Projekte verschafft, mit denen wir uns auch jetzt noch querfinanzieren. Diese Projekte ermöglichten uns nicht nur die Entwicklung unseres AmigaAI Monitorings, sondern auch, dass wir die Plattform stetig mit einem super Team weiterentwickeln konnten.
Welchen Tipp habt ihr an Jurist:innen, um zukünftig bezüglich Gesetzen und Entscheidungen immer up to date zu bleiben?
Jeder und Jede ist herzlich willkommen sich auf GesetzeFinden.at zum AmigaAI Monitoring Produkt zu informieren. Intern arbeiten wir gerade an einem Tool, welches Gesetzesänderungen mittels KI analysiert und eine hervorragende Ergänzung zu unserem bisherigen AmigaAI Monitoring darstellt.
Welche drei KI-Tools begeistern euch aktuell am meisten?
Zur Zeit ist unser Entwicklerteam von folgenden KI Tools begeistert: Devin, Mixo und Groq.
Devin ist derzeit nur ein Junior Software Entwickler, hat aber viel Potenzial für die Zukunft. Devin wird sowohl einfache als auch komplexe Programmieraufgaben selbstständig lösen können. Ob es nun um Datenmigration geht oder um Fehlersuchen, es wird dir unendlich viel Zeit sparen.
Mixo generiert dir in zwei Schritten eine eigene Website. Wahnsinn oder? Im Nachhinein ist immer noch eine Änderung des Styles möglich.
Groq ist ein unglaublich schneller Chat Bot. Egal ob man nun ein Gedicht oder eine philosophische Frage hat, Groq generiert innerhalb weniger Sekunden Antworten. Für ein Gedicht braucht es nicht einmal eine Sekunde!
Wie wird KI- LegalTech die Rechtsbranche verändern?
Durch KI Legal Tech wird es zu deutlichen Effizienzsprüngen in ressourcenintensiven Arbeiten kommen, wie zum Beispiel der Erstellung von Verträgen. Durch automatisierte Verträge aber auch automatischer Analyse von Verträgen reduzieren sich die Personalkosten um einiges.
Weiters könnte die Kostenreduktion dazu führen, dass Rechtsdienstleistungen für eine breite Bevölkerungsschicht zugänglicher werden.
Wir bedanken uns für die interessanten Insights und wünschen weiterhin viel Erfolg.