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Mittwoch, 10.01.2024

Freshfields Unplugged – Einblicke in eine Großkanzlei

Im Rahmen unserer Interviewreihe „BewerbungsInsights“ bitten wir HR-Expert:innen um Einblicke in die unterschiedlichen Karrierewege, den Recruitingprozess und den einen oder anderen Bewerbungstipp.

Heute dürfen wir Chiara Varelija zum Interview begrüßen und beleuchten das Praktikumsprogramm „Freshfields Unplugged“.


Welche Einblicke bekommt man im #FreshfieldsUnplugged Praktikum?

In unserem einmonatigen „Unplugged“-Praktikum arbeiten unsere Legal Interns gemeinsam als Team und haben die Möglichkeit, Einblicke in alle Rechtsbereiche zu bekommen. Die juristischen Aufgaben bekommt man direkt von den Associates und Partner:innen. So wird man eng in die echte Mandatsarbeit eingebunden und bekommt einen realistischen Eindruck davon, wie der Arbeitsalltag als Associate bei Freshfields aussieht. Daher stammt auch die Bezeichnung „Unplugged“ und wir sehen ganz bewusst davon ab, unsere Praktikant:innen erfundene oder vorbereitete Fälle oder etwa administrative Aufträge bearbeiten zu lassen. Natürlich wird das Praktikum in ein umfassendes Rahmenprogramm eingegliedert. Mehrere Mentor:innen begleiten unsere Legal Interns vor, während und nach dem Praktikum und stehen für alle Fragen zur Verfügung. Als Teil des Freshfields Teams nimmt man auch an allen Kanzleievents und Programmen teil, die während des Praktikumsmonats angeboten werden.

Wie ist der Bewerbungsprozess bei Freshfields aufgebaut? Gibt es mehrere Runden, in welchem Setting finden diese statt und werden auch Fachkenntnisse abgefragt?

Für unser Praktikumsprogramm findet das Bewerbungsverfahren zweimal jährlich statt. Wir vergeben dabei jeweils 20 Praktikumsstellen für die Monate Februar bis Juni (Bewerbungsfrist 15.10) und Juli bis November (Bewerbungsfrist 15.01.), in der Regel also vier Praktikumsplätze pro Monat.

Nach Einreichung der Bewerbungsunterlagen über unser Online Portal wird ein Teil der Bewerber:innen zu einem kurzen Interview eingeladen. Die Interviews finden Großteils vor Ort in unserem neuen Office statt. Bei Bedarf (etwa während dem Auslandssemester oder für Kandidat:innen aus den Bundesländern etc.) bieten wir auch gerne virtuelle Interviews an. Die Interviews dauern in der Regel ca. 20 Minuten und werden mit zwei Personen aus unserem Unplugged-Mentor:innen-Team geführt. Im Anschluss an die Interviews vergeben wir die Praktikumsplätze je nach Gesamteindruck und Verfügbarkeiten.

Typischerweise switchen wir in jedem Interview kurz auf Englisch und sprechen teilweise auch über juristische Themen. Diese Themen lassen wir aber die Bewerber:innen vorgeben und prüfen keine Fachkenntnisse ab.

Schafft man den Sprung in die Großkanzlei nur mit ausgezeichneten Noten? Welches Gewicht haben Praktika, Fremdsprachen und Empfehlungsschreiben?

Für uns zählt bei der Bewerbung der Gesamteindruck. Es kommt uns vor allem darauf an, das Gefühl zu bekommen, gut mit der Person zusammenarbeiten zu können, dass die Person in unser Team passt und engagiert und wissbegierig ist.

Wir möchten uns ein möglichst umfassendes Bild von der Person machen, die vor uns sitzt, in das – neben Lebenslauf und Motivationsschreiben – auch Zeugnisse einfließen. Wir haben aber keinen Mindestnotenschnitt und Uni-Zeugnisse sind nur ein Teil dessen, was wir uns ansehen. Zum Gesamtbild gehören etwa auch der persönliche Eindruck, bisherige Arbeitserfahrungen (z.B. durch Praktika, studentische Mitarbeit etc.), Internationalität bzw. Fremdsprachenkenntnisse sowie sonstige persönliche Highlights im Lebenslauf, mit denen wir immer wieder überrascht werden.

Worauf wird im Bewerbungsgespräch besonders geachtet?

Im Bewerbungsgespräch geht es vorwiegend darum, das Gegenüber kennenzulernen und herauszufinden, ob man sich eine möglichst für alle Seiten erfolgreiche und lohnende Zusammenarbeit vorstellen kann. Nicht nur wir machen uns ein Bild von dem Bewerber oder der Bewerberin, vielmehr ist es auch umgekehrt wichtig, dass Bewerber:innen sich ein möglichst realistisches Bild unserer Kanzlei und zu unserem Team machen können. Da wir sehr international orientiert sind, ist es zentral für uns, dass wir uns auf Englisch unterhalten können und ohne Qualitätsverlust auf Englisch arbeiten.

Vielfach wird uns nachträglich das Feedback gegeben, dass unsere Bewerbungsgespräche überraschend locker ablaufen – wir prüfen beispielsweise keine juristischen Kenntnisse ab (diese wachsen üblicherweise ohnehin rasant, wenn man bei uns arbeitet). Generell geht es uns selbst so wie auch den meisten Bewerber:innen: wir freuen uns über eine positive Gesprächsatmosphäre und Gespräche, in denen gegenseitiges Interesse vermittelt wird. Basics wie Pünktlichkeit und höfliche Umgangsform setzen wir natürlich voraus, wobei man bei uns längst nicht mehr mit Krawatte, Manschettenknöpfen und Stecktuch zum Bewerbungsgespräch kommen muss.

Haben Sie persönliche Lieblingsfragen?

Wir haben zwar keine Standardfragen, üblicherweise führen wir aber einen Teil des Gesprächs auf Englisch und wollen auch einen Teil des Interviews damit verbringen, über juristische Themen zu sprechen. Dabei stellen wir aber keine Fachfragen und lassen uns gern auf Themen ein, die vom Bewerber oder der Bewerberin angesprochen werden – wir wollen hierbei herausfinden, ob wir uns gut und allgemeinverständlich über juristische Themen austauschen können.

Sollte man zwingend am Ende eines Bewerbungsgespräches eine Frage stellen?

Natürlich freuen wir uns, wenn Bewerber:innen Interesse zeigen und Fragen stellen, vor allem wenn sich diese Fragen aus dem Gespräch ergeben und nicht allzu vorbereitet wirken. Da wir in unseren Interviews für Praktikumsplätze aber typischerweise auch kurz das Praktikumsprogramm erklären, kann es durchaus sein, dass am Ende des Gesprächs alle Fragen beantwortet sind; wir nehmen es deshalb niemandem übel, wenn keine mehr gestellt wird.

Habe ich in der Großkanzlei auch Mandantenkontakt oder arbeitet man nur versteckt im Hinterzimmer?

Natürlich hat man auch in einer Großkanzlei regelmäßig Mandantenkontakt und wir legen großen Wert darauf, auch persönlich einen guten Draht zu unseren Mandant:innen zu haben. Wir legen großen Wert darauf, dass auch unsere jüngeren Associates möglichst bald direkten Mandantenkontakt haben, persönlich nach außen hin auftreten und dadurch möglichst rasch an Profil gewinnen.

Da wir vor kurzem in ein tolles, neues Büro gezogen sind, trifft der Begriff des „Hinterzimmers“ außerdem ohnehin für keinen unserer Arbeitsplätze zu.

Haben Sie Tipps für Studienanfänger bzw. auch Berufsanwärter?

Unser Tipp ist so viel wie möglich auszuprobieren, Fragen und Unklarheiten immer offen anzusprechen und verschiedene Erfahrungen zu sammeln. Gerade mit einer juristischen Ausbildung sind viele Karrierewege möglich und es gibt eine Vielzahl an Fachbereichen, in denen man Tätig sein kann.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke. Hier gehts zum Praktikumsprogramm Freshfields Unplugged.

Chiara Varelija
Sie ist HR Business Partner @Freshfields Bruckhaus Deringer und verfügt über eine umfassende Erfahrung im Bereich Human Resources.

Wo und wie tanken Sie Energie?
Am besten in der Früh beim Sport vor der Arbeit oder untertags bei einem Lunch mit den Kolleg:innen als kleine Pause im Arbeitsalltag

Was war Ihr bisher prägendstes Berufserlebnis?
Mein erster Hire bei Freshfields, den ich vom Einreichen der Bewerbung bis zum ersten Arbeitstag begleitet habe