BewerbungsInsights mit Mag. Alexandra Winterauer-Wörgetter (HR Managerin bei KWR)
Im Rahmen unserer Interviewreihe „BewerbungsInsights“ bitten wir HR-Expert:innen um Einblicke in die unterschiedlichen Karrierewege, den Recruitingprozess und den einen oder anderen Bewerbungstipp.
Im heutigen Interview dürfen wir Mag. Alexandra Winterauer-Wörgetter zum Interview begrüßen. Sie ist HR-Managerin bei KWR und beantwortet uns die häufigsten Fragen rund um das Thema Bewerbung, räumt mit dem einen oder anderen Mythos auf und verrät uns Ihre Lieblingsfrage im Bewerbungsgespräch. Neben interessanten Einblicken in den Kanzleialltag bei KRW Rechtsanwälte teilt Sie noch viele weitere Erfahrungen und Tipps für eine erfolgreiche Karriere.
Wie ist der Bewerbungsprozess bei KWR aufgebaut? Gibt es mehrere Runden, in welchem Setting finden diese statt und werden auch Fachkenntnisse abgefragt?
Zunächst herzlichen Dank für die Einladung zum Interview! Ich schätze die unkomplizierte und professionelle Zusammenarbeit mit LawFinder sehr.
Der Bewerbungsprozess bei KWR verläuft für gewöhnlich in zwei Runden. Erste Anlaufstelle bin meistens ich – als Vertreterin der HR ist es meine Aufgabe, den Partner:innen den Rücken bestmöglich frei zu halten und eine Vorauswahl zu treffen. Für von mir empfohlene Bewerber:innen geht es dann weiter in die zweite Runde mit dem aufnehmenden Partner oder der aufnehmenden Partnerin. Oft stoßen in dieser Phase des Bewerbungsprozesses schon andere Teammitglieder dazu, damit Bewerber:innen ein möglichst umfassendes Bild von ihrem zukünftigen Umfeld erhalten. (Dies trägt natürlich auch auf unserer Seite zu einer besseren Entscheidungsfindung bei!)
Bewerbungsgespräche finden in der Regel in einem unserer Besprechungszimmer statt, manchmal machen wir mit besonders interessierten Bewerber:innen auch schon eine kleine Runde durch die Kanzleiräumlichkeiten und schauen uns gemeinsam den (möglicherweise) zukünftigen Arbeitsplatz an.
Da ich selbst keine Juristin bin, fühle ich mich nicht kompetent, Fachfragen zu stellen. Im Gespräch mit unseren Jurist:innen kann es gelegentlich vorkommen, dass fachliche Fragen gestellt werden oder über fachliche Problemstellungen gemeinsam diskutiert wird. Dies hat jedoch keinesfalls Prüfungscharakter!
Schafft man den Sprung in die Großkanzlei nur mit ausgezeichneten Noten? Welches Gewicht haben Praktika, Fremdsprachen und Empfehlungsschreiben?
Das kann ich ganz klar mit „nein“ beantworten! Freilich ist es ein Qualitätsmerkmal, wenn Bewerber:innen gute Noten mitbringen. Diese sind aber nur ein Aspekt von vielen. Andere wesentliche Qualifikationen können Praktika, Auslandserfahrung, Fremdsprachenkenntnisse, studienbegleitende Berufserfahrung oder auch ein besonderes persönliches Interesse oder ehrenamtliches Engagement sein. Dienstzeugnisse und Empfehlungsschreiben lese ich schon, ich weiß jedoch, dass die Aussagekraft eine beschränkte ist. Als Richtschnur, vor allem was den Inhalt der beruflichen Vorerfahrung betrifft, sind sie aber jedenfalls geeignet.
Wie wichtig ist ein professionelles Bewerbungsfoto auf einer Skala von 1-10?
Da ich ein visueller Typ bin und Bewerbungsfotos den Ersteindruck über eine:n Bewerber:in perfekt abrunden: 8-9
Worauf achten Sie im Bewerbungsgespräch besonders?
Für uns zählt nicht nur das Fachwissen, wichtig ist uns vor allem, ob ein:e Bewerber:in auch persönlich zu uns passt. Dementsprechend ist es mir wichtig, im Gespräch einen umfassenden Eindruck zu gewinnen. Dafür nehme ich mir für gewöhnlich viel Zeit.
Was sind wichtige Standardfragen im Bewerbungsgespräch, auf die sich Bewerber:innen unbedingt vorbereiten sollten? Haben Sie Lieblingsfragen?
In meinen Bewerbungsgesprächen orientiere ich mich meist am Lebenslauf meines Gegenübers und stelle viele Fragen zum Werdegang. Dabei kann ich schon Vieles erfahren! Was war ausschlaggebend für die Studienwahl? Warum wird der Job schon nach wenigen Monaten wieder gewechselt? Was sind die langfristigen Karriereziele?
Meine Lieblingsfrage (sie kommt fast in jedem meiner Bewerbungsgespräche zum Einsatz): Wenn ich ihre:n ehemaligen Vorgesetzte:n fragen würde, was er:sie an der Zusammenarbeit mit Ihnen geschätzt hat, was würde man mir sagen? Diese Frage verpackt die Frage nach den Stärken recht elegant und zwingt mein Gegenüber, sich in den beruflichen Kontext zu versetzen und zu überlegen: Was kann ich besonders gut und für welche Eigenschaften oder Leistungen habe ich in der Vergangenheit positives Feedback erhalten?
Was ist ein absolutes No-Go im Bewerbungsgespräch?
Grundloses Zu-Spät-Kommen, schlechte Vorbereitung und herablassendes Verhalten.
Sollte man zwingend am Ende eines Bewerbungsgespräches eine Frage stellen?
Nein, das ist nicht unbedingt nötig. In einem ausführlichen Bewerbungsgespräch werden oft schon viele Fragen geklärt, ohne dass sie explizit gestellt werden müssen. Jedoch kann es Sicherheit für das Gespräch geben, ein paar vorbereitete Fragen parat zu haben.
Habe ich in der Großkanzlei auch Mandantenkontakt oder arbeitet man nur versteckt im Hinterzimmer?
Unser Ziel ist es, unsere Rechtsanwaltsanwärter:innen vom ersten Moment an umfassend für den Anwaltsberuf auszubilden. Dementsprechend haben sie auch Mandantenkontakt, nehmen an Besprechungen und Verhandlungen teil und müssen nicht im „stillen Kämmerlein“ vor sich hinarbeiten.
Ist die Arbeit an den Wochenenden der Regelfall bzw. mit welchem Workload ist zu rechnen?
Klar ist, dass der Anwaltsberuf kein klassischer „nine-to-five“-Job ist, was – so ehrlich muss man wohl sein – in der heutigen Zeit für kaum einen verantwortungsvollen Job gilt. Arbeit am Wochenende ist bei uns jedoch die Ausnahme und sicher nicht die Regel!
Vereinbarkeit von Beruf und Familie – ist das überhaupt möglich? Wie unterscheiden sich diesbezüglich die Karrierelevels?
Wir bemühen uns über alle Karrierelevel hinweg um individuelle Lösungen für eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Freilich ist es nicht immer leicht, beides unter einen Hut zu bringen, ich glaube jedoch fest daran, dass es auch im Anwaltsberuf möglich ist. Wir haben hier in unserem Partnerkreis einige großartige role models – so sind zB alle drei Partnerinnen auch Mütter.
Mit welchen Gehaltsspannen können Berufseinsteiger:innen rechnen? Gibt es Unterschiede zwischen den Practice Groups?
Unterschiede zwischen den Practice Groups gibt es keine, dies würde unseren Prinzipien der Fairness und Gleichbehandlung widersprechen. Wir haben ein marktkonformes Gehaltsschema, in dem alle Qualifikationen, die ein:e Bewerber:in mitbringt, berücksichtigt werden.
Geprägt von amerikanischen Anwaltsserien träumen viele Jurist:innen von der sogenannten „Equity Partnerschaft“. Ist diese noch üblich bzw. wie gestaltet sich der Weg zur Partnerschaft?
Ja, die „Equity Partnerschaft“ ist für viele immer noch ein großes Ziel. Jedoch bemerken wir in den letzten Jahren, dass auch alternative Karrierewege immer attraktiver werden und nicht jede:r notgedrungen auf dem „Partner Track“ unterwegs sein möchte. Gerade die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt hier – auch bei Männern – eine große Rolle.
Wer die Partnerschaft anstrebt, dem muss klar sein: Der Weg besteht aus vielen Jahren beständiger Arbeit und kontinuierlicher Weiterentwicklung. Dafür bieten wir bei KWR aber die besten Voraussetzungen, da wir diesen Weg nicht nur rein fachlich-juristisch sehen, sondern ihn als ganzheitliche Entwicklung in Richtung Unternehmertum betrachten.
Der aktuelle Bewerbermarkt sorgt in vielen Branchen für einen Wandel bei den Arbeitszeitmodellen und Benefits. Welche Trends sehen Sie in der Rechtsbranche und welche Benefits bietet KWR?
Richtig, Arbeitszeitmodelle sind ein großes Thema, so zB auch zunehmend die 4-Tage-Woche. Letztere ist bei KWR derzeit noch nicht in Planung. Teilzeitmodelle für Eltern oder Studierende wiederum sind bei uns fixer Teil der Personalplanung.
Bei den Benefits setzen wir auf klimafreundliche Jobtickets und viele sportliche, gesundheitsfördernde Angebote, auch im Mental Health Bereich. Und ganz wichtig: viele Teambuilding-Aktivitäten, zB regelmäßige Kanzleimittagessen, Assistent:innenstammtische, Jurist:innenklausuren, Afterwork Events und tolle Firmenfeiern.
Haben Sie Tipps für Studienanfänger bzw. auch Rechtsanwaltsanwärter?
Geduld haben und nicht gleich die Flinte ins Korn werfen – Rome wasn’t built in a day!
Wir bedanken uns für die spannenden Insights und freuen uns sehr KWR als attraktiven Arbeitgeber mit LawFinder unterstützen zu dürfen.
Steckbrief: Persönliche Fragen an Mag. Alexandra Winterauer-Wörgetter
Wo und wie tanken Sie Energie?
Beim Sport, in der Natur, mit meiner Familie und mit Freunden – und manchmal auch einfach mit Netflix & Co und einem Glas Wein auf der Couch.
Angenommen es gibt keine Juristen und kein Recruiting mehr. Welchen Beruf hätten Sie dann?
Dann wäre ich entweder Psychotherapeutin oder Eigentümerin eines kleinen, aber feinen Pilatesstudios für alle Altersklassen.
Welches Buch lesen Sie gerade?
„22 Bahnen“ von Caroline Wahl
Was bedeutet Erfolg für Sie?
Einen Beruf auszuüben, der mir Freude macht und der es mir ermöglicht, gut davon zu leben und gleichzeitig meine drei Kinder bestmöglich am Weg ins Erwachsenenleben zu begleiten.
Ihr Lieblingszitat?
Ich versuche mich in schwierigen, neuen Situationen an Pippi Langstrumpfs Zitat zu erinnern: „Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“